Mittwoch, Juni 18, 2008

Deutschland at its best

Ah, was man in diesem Blankenese so beobachten kann: Ein offensichtlich nicht allzu nüchterner Herr, der das beste Alter schon ein wenig überschritten hat und dessen beste Jahre auch in anderer Hinsicht vorbei zu sein scheinen, wankt eine Blankeneser Villenstraße entlang und - singt. Nicht irgendetwas, sondern die Nationalhymne, vielleicht inspiriert durch die Deutschlandfähnchen, die an den SUVs befestigt sanft im Winde flattern. Außer ihm ist niemand zu sehen, aber man hörte ihn bereits vor sich hinschimpfen, bevor er sich zu Sangeskünsten entschloss. Er singt übrigens nicht einfach die Nationalhymne, wie sie unseren Fußballern vor jedem Spiel entfällt, er beginnt einfach mit der ersten Strophe bis zu "Wenn es stets zu Schutz und Trutze/Brüderlich zusammenhält". Maas und Memel spart er sich und springt gleich zur dritten Strophe mit "Einigkeit und ..." - ja. "Rechts", grölt er. Und weiter: "...die Freiheit". Weiter kommt er nicht. Die Straße hat sich nämlich fast unmerklich gefüllt mit Menschen, die große Sonnenbrillen tragen und in schicke Handys sprechen. Sie treten auf ihn zu, er verstummt. Sekunden nur dauert es, bis ein Streifenwagen kommt und ihn einsammelt. Auch das nur in Sekunden, dann ist er verschwunden. Die Menschen mit den Sonnenbrillen sind auch wieder weg. Es ist so still wie zuvor, nur Vogelgezwitscher ist in der lauen Mittagsluft zu hören, und dann, ganz sanft, das Tuten eines vorbeiziehenden Schiffs.

5 Kommentare:

Anonym hat gesagt…

Moin,
glaub ich nicht. Wenn er "Auferstanden aus Ruinen..." oder "Auf, auf, Ihr Völker dieser Erde..." gesungen hätte, ja dann würde ich das mit den sonnenbebrillten Abschöpfern wohl glauben, aber so...
Tschüss,
Chris

Anonym hat gesagt…

Ja, die vielen Fahnen. Seltsames Gefühl irgendwie und Brüderlein erzählte ihm, daß das ja gar nichts im Vergleich mit der letzen WM sei...

Henrike hat gesagt…

@chris: hier reicht es, dass die sonnenbebrillten mütter schon bei dergestalten ruhestörungen die polizei rufen. das waren alles frauen hinter den sonnenbrillen. alles frauen!

Anonym hat gesagt…

Schatz, die MÄNNER in Blankenese müssen ARBEITEN. Für die Frauen, ihre Sonnenbrillen und die Mobiltelefone. Dann müssen die Frauen ran und für Ruhe & Ordnung auf den Straßen sorgen.

Blankenese wäre übrigens nicht Blankenese sondern Billstedt, wenn es solche Reaktionen gäbe. Möchtest Du in Billstedt wohnen? Nein, das möchtest Du nicht. Also.

Henrike hat gesagt…

ich beschwer mich nicht! ich finde es toll, wie die mamas hier drauf sind! das ist super!
*zieht sonnenbrille auf
**sozialstudie
***mümmelmannsberg? nee echt nicht.