Kaum wohnt man nicht mehr in Berlin.
Die erste Nacht nicht etwa in Dahlem, nein, die erste Nacht Prenzlauer Berg. Z. sagt, als ich davon erzähle: Und, Zwangsumtausch? Er meint, wenn ich Prenzlauer Berg sage, klingt das wie bei anderen Leuten Madagaskar. Oder Ukraine. Exotisch auf jeden Fall.
Prenzlauer Berg also. Tapfer und orientierungslos lasse ich mich darauf ein, alles zu Fuß zu erledigen, es gibt ja keine Parkplätze dort. Zu Fuß ist eigentlich auch super, es sei denn, man hat die falschen Socken in den neuen Schuhen. Doch, eingetragen waren sie schon, allerdings in Blankenese. Vielleicht muss man sie in Prenzlauer Berg anders tragen. Oder eben mit anderen Socken. Nach kurzer Zeit habe ich Blasen an den Fersen (beiden), hinke nur noch, entscheide mich dann für Entengang, ziehe sie schließlich aus. Die Apotheken haben schon alle zu, und weder Rewe noch Kaiser haben Blasenpflaster. Am nächsten Tag also Blasenpflaster, und die schönen neuen Schuhe werden ruiniert, weil ich sie hinten runtertrete. Die Blasen sind zu groß, um noch in die Schuhe zu passen. Dann Dahlem.
Dort, in Dahlem, wehmütige Zuhausegefühle und die geniale Idee, die sich tags zuvor irgendwo rumgetrieben und versteckt hatte: Neue Schuhe kaufen mit hinten offen! A. und ich verschieben die Kuchi-Reservierung um eine Stunde und stürmen die Schuhläden im Schloss. Nun, sie stürmt, ich schleiche leidend hinterher. Wir finden nichts allzu begeisterndes und entscheiden uns für Holzclogs, warum auch nicht, darin wachse ich fünf Zentimeter und jeder denkt, ich sei normal groß. Entspannung für den Abend und die Nacht, auch wenn alle denken, A. käme mit einem Pferd, dabei bin ich es nur.
Am nächsten Morgen in Dahlem: Brötchen kaufen incl. Hund Gassi führen. Das ist das Tolle in Berlin, das kann man selbst in Dahlem im Schlafanzug machen, und es stört keinen. Ich vergesse die Socken und schnappe mir die neuen Clogs. Niemand weit und breit an diesem Sonntag, es ist ja auch noch recht früh. Der Hund macht erst kilometerlang gar nichts. Dann, als uns drei Leute entgegenkommen, macht er riesige Haufen mitten auf den Bürgersteig. Nicht, wie sonst, dezent in die Wiese. Darauf bin ich nicht vorbereitet. "Machen Sie's wenigstens zur Seite", sagt eine Frau. Ich weiß nicht wie, außer, indem ich mit den (neuen) Clogs leicht dagegenschubse. Ich schubse und reibe sie danach eine viertel Stunde im Gras sauber. All die Kilometer wieder zurück, und ich habe Blasen an und auf den Zehen. Und neben. Weil ich keine Socken anhatte, sagt A., und ich zucke nur die Schultern. Dann kann ich eben nie wieder laufen. Aber wir wollen noch Essen gehen und ins Kino gehen und vorher muss der Hund nochmal raus, mit dem stimmt was nicht.
Ich finde meine Sporttasche im Käfer und ziehe die bequemen Trainingsschuhe (Indoors only) an. Ich kann wieder laufen. Wir gehen spazieren. Kilometerweit. Es fängt an zu regnen. Wolkenbruch, Gewitter, Hagel. Wir werden klatschnass. Die Schuhe sind so schnell nicht trocken, und wir haben noch eine Verabredung am Abend. Ich klebe mir die Füße mit Pflastern und Watte und sonstwas zu und nehme wieder vorsichtig die Clogs. Es funktioniert auch halbwegs, weil ich den ganzen Abend sitzenbleibe und nicht mal aufs Klo gehe. Kein Meter zuviel. Und parken konnte ich auch direkt vor der Tür. Ein paar Minuten kann man Schmerz schon ertragen.
Wieder zu Hause im Bett. Nun ganzfußbandagiert. Das mobile Internet erhängt sich und erschießt gleichzeitig die Dateien, die noch offen waren. Es hätte auch alleine in den Tod gehen können, aber nein. Morgens um zwei habe ich immerhin sieben von acht gerettet - jedenfalls denke ich das, es wird sich schon einen Tag später als falsch herausstellen. Das mobile Internet, das aus diesem kleinen weißen Kasten kommt, wird nie wieder funktionieren. Ich drohe dem Anbieter mit Klagen und Liebesentzug. Sie wollen es schriftlich per Fax, aber ich will A. nicht um diese Zeit wegen eines Faxes wecken. Ich wecke sie dafür fünf Minuten später, weil ihr Hund in meinen Koffer gekotzt hat. Im Moment kotzen Hunde immer, wenn sie dich sehen, sagt A. und macht sauber, während ich am offenen Fenster hänge und versuche, ihr nicht in den Garten zu kotzen.
Ich liebe dieses Berlin ...!
(Das mein ich auch so.)
Montag, Juni 16, 2008
Frauen, Schuhe, Strümpfe.
Eingestellt von Henrike um 7:05 PM
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10 Kommentare:
Mich dünkt (mein Lieblingsausdruck von Shakespeare: methinks), Hamburch ist gemütlicher. Lass dich doch von Kid zum Kaffeeundkuchen einladen. Ziehste du wasserdichte Pömps an. Wird schon.
* muss kptdx eingeben: kaputnix? KPD wie nix?
** kennt Ex-Hamburger Ex-KPDler (KPD! nicht DKP!)
das ist nicht so einfach, das mit hamburg und berlin und überhaupt. kid ? mich einladen? nicht mal smarf lädt mich ein!
*leidet
**kennt auch kpdler
***sogar einen in hamburg, aber dem ist es lieber, wenn es keiner weiß
Moinsen,
oh, doch noch mal was zu lesen...
Gruß
Chris
also zum einen war ich unterwegs, zum anderen geht mein schreiboutput gerade mehr so in, äh, andere projekte.
Was heißt hier, ich lade Dich nicht ein? Ich war erst letzten Samstag in Blankenese, bei Lühmann. VORHER bin ich durch das Örtchen gstreunt, immer den lauten Betrunkenen hinterher, da müsstest Du ja auch sein oder in der Nähe vom Aldi oder so.
Aber keine kleine Frau zu entdecken, keine Clogs, keine mondäne Autorin.
Da bin ich halt ALLEIN zu Lühmanns gegangen, habe die Blankeneer Tunichtgute ignoriert, und ein Riesenstück Apfeltorte mit Sahne geordert. Und danach die Scones mit Tee.
Echt jetzt, an mir liegts nicht.
Übrigens, das Problem mit den Schuhen hast Du nicht, wenn Du Schuhe von A. Stephan trägst. Maßgeschneiderte Schuhe, die den Fuß umschmeicheln, ihn liebkosen und zudem super aussehen. Geh nach St. Georg, in die Koppel 66 und frag bei Frau Stephan nach Smarf. Dann nimmt sie Dich vielleicht als Kundin.
lieber smarf. gerade hast du dich verraten. du warst gar nicht hier. es gibt nämlich keinen aldi in blankenese. ha!
und die schuhe, ja, die haben perfekt gepasst, damit bin ich schon weiß nicht wie oft runter zur elbe und wieder rauf und wieder runter und... aber dann, in p-berg - blasen. blutige! und wenn du bei lühmann warst, warst du schon sehr nah. theoretisch.
*war samstag in berlin
**erinnert
Es gibt keinen Aldi in Blankenese? Echt? Aber ich war da doch in der Nähe von so einem Billigladen... hm.
Aber
* leuchtende Augen
dann könnte ich ja einen Aldi in Blankenese aufmachen und Du besuchst mich jeden Tag, ja? Ich lade Dich dann ein, auf eine Packung Orangensaft, da kippen wir einen Weinbrand dazu und Du wirst sehen, da haben wir eine ganz entspannte balue Stunde in dem Laden.
einen plus gibt es unten in der elbchaussee. meinst du den?
sie bauen aber jetzt neu am bahnhof, da kommen rewe, penny und minimal, weshalb wahrscheinlich demnächst mindestens einer der feinkostläden zumachen muss. du kannst dich ja mal bei den bauherren erkundigen, ob sie dir noch ein bisschen platz für einen aldi abgeben.
Stimmt, ich lungerte vor dem Plus rum und suchte nach einer Frau, die Dir gleicht. Aber es gleicht Dir keine!
Bin ich halt zu Lühmanns. Für Jacobs war ich nicht gekleidet.
*schlägt die hände überm kopf zusammen
ich war in BERLIN!
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