Dienstag, Januar 26, 2010

Quickie

Genauer gesagt: Literatur-Quickie. Nur 17 Minuten mit mir. Mittwoch Abend (27.01.) um halb elf, Bar 439, Vereinsstraße 38, Hamburg.

Samstag, Januar 23, 2010

Hosen

Verkäuferin V
Kundin 1
Kundin 2
HH


HH: Aber ich hätte schon lieber eine Bootcut.
V: Neiiiin. Die sind total out. Die schmalen, gerade geschnittenen, die trägt man.
HH: Aber ich ...
V: Sehen Sie, ALLE Frauen tragen jetzt schmale, gerade geschnittene Hosen.
HH: Die stehen mir nicht. Ich bin zu kurz. Alle anderen Frauen sind viiiel größer als ich.
V: Aber eine Bootcut verkürzt sie optisch NOCH mehr.
HH: Hmpf.
V: Vertrauen Sie mir. Probieren Sie mal diese schmale, gerade geschnittene Hose.
HH (probiert)
V: Kommen Sie doch mal raus, hier ist ein großer Spiegel.
HH: Muss ich?
V: Ach das sieht bestimmt super aus.
HH (kommt raus)
V: O-oh.
HH: Ja.
V: Das ist ...
HH: Ja.
V: Irgendwie ...
HH: Ja.
V: Das geht ja gar nicht ...
HH: Ja.
Kundin 1 (glotzt): O-oh!
HH: Ja.
V: Irgendwie haben Sie nicht die richtigen Proportionen ...
HH: Ja.
V: Sie sind mehr so der Seventies-Typ.
HH: Ja.
V: Das ist doof, wo doch gerade die Eighties so angesagt sind.
HH: Ja.
Kundin 2: Also wenn ich das so sehe ... Hoffentlich seh ich nicht AUCH so aus in den schmalen, gerade geschnittenen Hosen!
HH: Ja.
Kundin 1: Oder ich!
HH: Ja.
Kundin 2: Vielleicht ist das doch so keine gute Idee mit den schmalen, gerade geschnittenen Hosen.
HH: Ja.
V: Vielleicht hab ich noch was bei den Reduzierten.
HH: Ja.
Kundin 1: Ich will auch!
V: Ich such Ihnen mal eine Bootcut raus.
Kundin 2: Mir auch!
V: Also dann ... Geh ich mal.
HH: Bitte.
V: Und dabei sind die Eighties doch bestimmt noch die nächsten Jahre ...
HH: Holen Sie sie mir jetzt eine oder was? Der ganze Laden glotzt mich schon an!

Donnerstag, Januar 21, 2010

Maria

Raumpflegerin M
HH

M: Muss ich heut früher gehn! Eine Stunde!
HH: Achso. Ja. Dann lassen Sie ruhig die Wäsche, das mach ich nachher.

(15 min. später, die Wäsche ist gefaltet und gebügelt)
HH: Ähm, das hätten Sie doch nicht machen müssen, wenn Sie früher gehen.
M: Aaach. Macht nix. Muss ich nur pünktlich gehen.
HH: Na, dann lassen Sie mal da das Zimmer, da hab ich sowieso gestern erst gesaugt.

(15 min. später, das Zimmer ist gesaugt und aufgeräumt)
HH: Ähm, aber ich hab doch ...
M: Aaach. Geht schon. Muss ich nur weg gleich.
HH: Na gut. Aber dann lassen Sie einfach die Spülmaschine, die räum ich sowieso lieber selbst aus.

(15 min. später, die Spülmaschine ist ausgeräumt, die Küche blinkt und blitzt)
HH: Ähm, ich dachte, Sie ...
M (strahlt): Aaach. Macht nix. Bin ich fertig mit alles!
HH (zieht die Augenbrauen hoch): Fertig mit allem?
M: Jaaa, ging schnell!
HH: Sie haben genau dasselbe gemacht wie sonst auch. Nur haben Sie eine Stunde weniger gebraucht.
M: Jaaa, gut, ne?
HH: Prima. Dann ab jetzt immer nur drei Stunden, okay?
M (macht große Augen)
HH: Wir hatten sowieso ganz am Anfang vereinbart, dass Sie nur drei Stunden bleiben, und ich habe keine Ahnung, wieso Sie neuerdings immer vier Stunden da sind und ich Ihnen mehr bezahlen muss. Wofür eigentlich?
M: Oooh, ist für wenn Kater macht mehr Dreck ich muss saugen auch Sofa und alles und geht nicht in drei Stunden!
HH: Aber heute ging's.
M: Nur heute.
HH: Nächste Woche auch.
M: Nein, nächste Woche geht nicht.
HH: Doch.
M: Nein.
HH: Doch.
M: Nein.
HH: Doch.
M: Nein! Geht mir schlecht hat sich Mann scheiden lassen wohnt bei reiche Frau gibt mir kein Geld muss ich selbst für Kinder sind alle erwachsen aber nix Geld für Mutter ich muss arbeiten!
HH: Ja. Drei Stunden. Wie e i g e n t l i c h ausgemacht war.
M: Nein.
HH: Doch.
M: Nein.
HH: Doch.
M: Nein.
HH: Doch. Drei Stunden.
M: Schaff ich nicht.
HH: Sie h a b e n es immer geschafft. Heute auch.
M: Nächste Woche wieder länger! Nach drei Stunden noch nicht mit Küche und Bad fertig und dann Sie hier ohne Küche und Bad!
HH: Das ist Erpressung.
M: Nein.
HH: Doch.
M: Nein.
HH: Doch.
M: Nein.
HH: Doch.
M: Komm ich nächste Woche zwei Uhr bleib ich vier Stunden. (zieht den Mantel an)
HH: Nein!
M: Doch!
HH: Nein!
M: Nein!
HH: Was - nein?
M: Alles nein! Komm ich wie ich will und bleib wie ich will! (knallt die Tür zu)
HH (reißt die Tür auf): Drei Stunden!
M (aus dem Treppenhaus): Aber dann kein Müll nach draußen nehmen!

Dienstag, Januar 19, 2010

Kleine Textprobe "Von wegen Traummann"


So aus der Nähe betrachtet sah Kolbe viel älter aus als fünfzig. Die Konturen seines Gesichts waren weich und schwammig, und in seinem Blick lag etwas Gehetztes. Kein Wunder – das Telefon in seinem Vorzimmer läutete ununterbrochen, und in seinem Büro liefen zwei halblaut geschaltete Fernseher parallel mit unterschiedlichen Nachrichtensendern. Er hatte zwei Assistenten, attraktive Männer in meinem Alter, die nahezu identisch aussahen. Angeblich hatte seine Frau dafür gesorgt, dass keine jungen, hübschen Sekretärinnen mehr in seiner unmittelbaren Umgebung tätig waren. Sie war selbst seine Sekretärin gewesen, bevor sie geheiratet hatten. In einem Schrank hinter seinem Schreibtisch standen blank polierte Sportpokale, die man ihm entweder ehrenhalber oder in einem früheren Leben verliehen haben musste. Er sah nicht so aus, als hielte er sich in Form. Den Schreibtisch säumten die obligatorischen fotografischen Beweise eines glücklich inszenierten Familienlebens. Die Alstervilla im Hintergrund war stets klar erkennbar. Wenn nicht sie, dann die Segelyacht.
„Das ist also unsere Frau …“, er sah auf einen gelben Post-It, der am Laptop auf seinem Schreibtisch klebte, „Hansen“, begrüßte er mich und stand auf, um mir die Hand zu schütteln.
„Setzen wir uns. Bitte hierhin.“ Er lotste mich zu einem geräumigen schwarzen Ledersofa und setzte sich mir gegenüber in einen ebenso geräumigen schwarzen Ledersessel. „Moritz, bringen Sie mal. Wo ist denn!“
Moritz, einer der Assistentenklone, kam mit einem Tablett voller Keksen und Getränken angeflitzt und deckte den riesigen Glastisch. Schneider-Martins stand mit einem festgefrorenen Lächeln mitten im Raum und klammerte ihre Finger ineinander.
„Herr Kolbe“, hüstelte sie. „Ich …“
„Jajaja, Frau Schneiders … ähm, Dings, Sie können dann mal.“
Schneider-Martins wurde von Moritz schwungvoll aus dem Raum geschoben. Die Tür schloss sich sanft. Wir waren allein. Ich grinste Kolbe hilflos an.
„So. Sie sind also.“
Ich grinste immer noch.
„Da haben Sie ja was Dolles … Trinken Sie ruhig. Ist ja alles da.“
Da er keine Anstalten machte, sich selbst oder sogar mir etwas einzuschenken, schraubte ich eine der Wasserflaschen auf und hielt ein Glas fragend in seine Richtung.
„Sie können! Ich hab schon.“
Wo er was hatte, wurde mir nicht klar, aber ich goss mir gehorsam Wasser ein. Es sprudelte wie verrückt. Kohlensäure. Ganz prima.
„Tja. Dann werden Sie die arme Schneiders … ähm … wohl verlassen.“ Er faltete seine Hände über dem Bauch, und ich trank vor Schreck einen Schluck.
„Ist sehr traurig, die Gute. Mal sehen, was uns da einfällt, damit sie nicht völlig. Sie wissen schon.“
Ich nickte unwissend und bekam Schluckauf.
„Trinken Sie. Dann geht’s besser.“
Ich trank folgsam, obwohl ich wusste, dass der Schluckauf von der Kohlensäure kam.
„Ihre Artikel, die waren ja so was von. Passiert nicht oft.“
Verdammt. Ich war geliefert. Vorsorglich hielt ich die Luft an.
„Sie können sehr stolz auf sich sein. Aber das ist Ihnen ja klar.“
Okay, ich war doch nicht geliefert. Dann waren meine Artikel offenbar gar nicht sooo schlecht angekommen. Oder warum sollte ich wohl stolz sein? Ich hickste und traute mich nun gar nicht mehr, etwas zu sagen. Wer weiß, vielleicht änderte er schlagartig seine Meinung, oder ich hatte die Ironiemarker übersehen?
„Man hat mir gesagt, Sie haben schon mal bei ‚Architektur erleben‘ gearbeitet. Dann kennen Sie das Team ja schon. Werden sich schnell einarbeiten. Sind alles nette Menschen.“ Er warf mir einen väterlichen Blick zu. „In Ihrem Alter gewöhnt man sich ja schnell.“
Ich hickste nickend.
„Der Chefredakteur, Wieheißtergleich, das hätten Sie mal erleben sollen, wie der von Ihnen geschwärmt hat, seit er vorab schon mal in die neue ‚Garten erleben‘ gelinst hat. Na“, er erhob sich, „dann gehen Sie gleich mal runter und machen sich bekannt. Obwohl, Sie kennen sich ja. Gehen Sie! Gehen Sie! Nicht so schüchtern!“
Ich stand schnell auf, hickste gewaltig und schüttelte seine ausgestreckte Hand.
„Nur für die Dings, da müssen wir uns was überlegen. Die kann aber nicht auch noch. Kennt sich nicht aus und kann mit dem Wieheißtergleich nicht so. Also dann, viel Erfolg, und Moritz, bringen Sie sie doch mal, Sie wissen schon.“

Freitag, Januar 15, 2010

Termine

27.1. Hamburg, Literatur-Quickie, Bar 439. Nur 17 Minuten lang! Beginn: 22:30.

20.2. Wiesbaden, Literaturhaus Villa Clementine, mit Christiane Franke, Helge Thielking, Thomas Askan Vierich und der Debüt-Glauser-Gewinnerin 2009 Lucie Klassen. Und mir.
Moderation: Alexander Pfeiffer. Beginn: 20:00.

6.3. Köln, Domforum, mit Frank Schätzing, Ralf Kramp, Andreas Izquierdo, Michel Birbaek und mir. Beginn: 19:30.

18.7. Starnberg, Dampfer, mit Philipp Moog, Oliver Pötzsch, Sabine Thomas und mir. Kurzkrimis vom Starnberger See aus der Krimi-Anthologie “Tatort Starnberger See”.
Auf der MS Starnberg
Ab/an: Starnberg, Dampfersteg (direkt am Bahnhof)
Fahrtdauer ca. 3 Std.
Reservierung erforderlich unter textfactory@t-online.de

Donnerstag, Januar 07, 2010

Out now: Das Männerhassbuch!

Das in Wirklichkeit gar keins ist:



Wer es lesen möchte, kann es gerne bestellen. Wer es einfach nur in seinen Schrank stellen oder andere Dinge damit machen möchte, kann es auch gerne bestellen. Wer es signiert verschenken will, sagt's mir einfach.
Und wer was drüber wissen will:

"Alle Männer sind doch nur eine Mogelpackung. Davon ist Charlotte im erfahrenen und daher kritischen Alter von 30 Jahren überzeugt. Bis sie ihr Herz an einen verliert, der sie einmal wöchentlich mit Traumdinner und Traumsex verzaubert. Einziger Haken: Frank ist verheiratet. Trotzdem steht er wenig später mit Koffer vor ihrer Haustür. Was aber tun, wenn man doch auf das falsche Pferd gesetzt hat und der Traummann von Tag 1 zum Alptraum mutiert?

Charlotte Hansen: verliebt (gewesen) und hoffentlich bald Single."

Es klebt ein kleines Bestsellerherzchen auf dem Buch. Den kann man sich dann zur Motivation auf den Rechner kleben.

Mittwoch, Januar 06, 2010

Sprachbarrieren (reloaded)


Café Hummel, Wien.

HH
Oberkellner O

HH: Ich hätt gern so ein Wiener Schnitzel, bitte.
O: Aans von Käubl?
HH: Na ein Wiener Schnitzel, ich dachte, die sind vom Kalb?
O: Es gabat aans von Schweinderl aa.
HH: Also Schnitzel Wiener Art? Heißt das bei uns in Deutschland.
O: Naa, bei uns is des a Schnitzerl von Schwein. Des sog i extra dazua.
HH: Aber ich hätt gern das vom Kalb.
O: Und wööche Beilog?
HH: Pommes, ach, und einen Feldsalat, bitte.
O: Wos bittschee woin S'?
HH: Pommes?
O: Schlimm genug. Naa, naa, des aundare.
HH: Feldsalat?
O: Födsalod? Kenn i net.
HH: Aber die Frau da drüben isst gerade welchen!
O: An Vogerlsalod woin S'!
HH: Von mir aus auch Vogerlsalat, wenn's der ist, den die Frau da drüben isst.
O: Die D a m e isst an Vogerlsalod.
HH: Prima. Ach und auch wenn Sie mich dafür hassen werden, aber könnt ich auch Ketchup? Für die Pommes?
O: Wos? A Ketschap? Hean S', do bliat ma's Weanerherz.
HH (erschrocken): Doch so schlimm?
O: Vo mir aus kennan S' eahna Schnitzerl in den Gatsch dersaufen, mia is des wuascht, owa den Spruch miassen S' Ihna scho auhean.
HH: Tja, wir haben nun mal keine Kultur, wir Deutschen...
O: Meiner Söö! A woahres Wort!
HH: Tja.
O: Net bös sein, göö? Des is hoid so bei uns in Wean, do muass ma se ständich die g'schissenen Schmäh von die Ober auhean.
HH: Genau deshalb komm ich ja her.
O: Deaf's sunst wos sei, gnä Frau?
HH: Tomatensaft.
O: Des haumma net.
HH: Doch!
O: Naa, haumma net. Prowian S' es no amoi.
HH: Ähm, Paradeisersaft? Hört sich irgendwie scheiße an.
O: Sogt eh ka Sau, gnä Frau. I woit Ihna nua no a bisserl sekkieren!


(Oberkellner wurde übersetzt von Stefan Slupetzky)