Mittwoch, April 30, 2008

Weinprobe

Jetzt mal im Ernst. Man muss sich das so vorstellen: Eine Weinprobe im exklusivsten Hotel Hamburgs. Selbiges liegt malerisch an der Elbe, und man hat irgendwie gar keine rechte Ahnung, wie man da überhaupt so reingeraten ist. Vermutlich wurde einem die Weinprobe zu einem Anlass, den man längst wieder vergessen hat, geschenkt.
Jedenfalls steht man da nun, zwischen lauter teuren Anzügen im, wie man so sagt, besten Alter (das, in dem Frauen als unansehnliche alte Schachteln gelten). Die stehen also da und warten, dass es losgeht, machen sich untereinander bekannt, wie das Männer eben so tun: Sie messen Schwanzlängen. Ab einer gewissen Einkommensklasse verläuft das deutlich subtiler als auf dem Oktoberfest. Hier definiert man sich über Namedropping, Andeutungen, wann man wo mit wem was gesprochen hat und wen man wann wie zu Gast hatte oder umgekehrt, und klar, mit dem Privatjet letztens. Über sowas reden wir hier.
Und dann sagt der Mann neben einem, also er spricht einen direkt an, weil er wissen will, mit wem er es hier zu tun hat, ob sich da nicht vielleicht die Praktikantin verlaufen hat, jedenfalls sagt der Mann neben einem, während er auf die Elbe blickt:
Ist doch immer wieder schön, diese Aussicht, das denke ich jeden Morgen, wenn ich aus dem Schlafzimmerfenster sehe. Sie wird einem nicht langweilig.
Sagt er so, und es ist klar, was das impliziert. Ganz sicher hat man keine Lust, ihm zu sagen, dass man auf deutlich weniger Quadratmetern als er, und dann auch noch ohne Elbblick (Schande!), nein, das muss nicht sein. Unweigerlich fragt er:
Finden Sie nicht auch?
Ganz ehrlich. Darauf gibt es nur eine Antwort, die einen Hamburger deprimiert. Da kann man nicht mit Alsterblick oder Ichwohnamstarnbergersee oder Meinevillaimgrunewald. Das ist alles Dreck. Einen Hamburger in einer Elbblickvilla deprimiert nur eins:
Och, aber gegen die Themse … Wir haben ja extra die Loftwand zur Flussseite ganz mit Glas …
Das Gesicht, das man dann zu sehen bekommt, das ist nicht mit Geld zu bezahlen. Auch nicht mit Elbblick. Da ist man dann plötzlich ganz entspannt, mitten zwischen den Millionären.

Montag, April 28, 2008

"Wie war's denn so in Wien?"

Ich weiß IMMER noch nicht, was es da mit kid37 auf sich hat. Vielleicht erklärt mir das mal einer. Vielleicht sogar kid37 selbst. Meines Wissens jedenfalls hab ich ihn nicht getroffen. Er faselte was von Go-Go-Tänzerinnen und schweigsamen Taxifahrern. Beides ist mir nicht untergekommen. Und erkältet ist er auch nicht. Also kann er nicht mal annähernd in meiner Nähe gewesen sein.
Dafür habe ich das hier gesehen:

Kryptische Drohungen...

...Wien von seiner modernsten Seite...

...und total wahnsinnig witzige Kneipen.

Donnerstag, April 24, 2008

Ansichten

Berlin, U-Fehrbelliner Platz

Dramatis Personae:
A (männl., ca. 25)
B (männl., ca. 45)

A: Ick würd ja echt gern sone Bank überfalln, dann hätt ick Geld.
B: Wat, ne Bank gleich? Wat willstn mit dem janzen Zaster?
A: Na, wat ma halt so macht, mitm Geld. Ausgebn!
B: Wees ick och, aber wofür?
A: Na, fürn Mercedes vielleicht.
B: Wat willstn mitm Mercedes? Findste nien Parkplatz! Und außerdem schluckt der wie Bolle!
A: Aber dann hätt ick ja Geld, da könnt ick dit Benzin ja locker bezahlen!
B: Nee, Alter, ick wees nich, n Mercedes, wat willstn damit, nee nee.
A: Haste eijentlich Recht, Alter.
B: Ja un wat würdste noch machen?
A: Nach die Malediven würd ick.
B: Malediven? Wat willstn uff die Malediven? Schwitzt dir dein fettes Hinterteil ab und verstehst keen Wort!
A: Alter, du hast sowas von Recht, ey, Malediven is ein scheiß. Wat könnt ick denn machen mit dem janzen Zaster?
B: Brauchste nich, Alter, brauchste nich! Lass es einfach!
A: Nee, so einfach is das nich. Ick würd jern mal sone Bank überfalln und dit janze Geld ham.
B: Dann mach, ey, ick steh Schmiere, aber gib mir hinterher bloß nix ab! Ick will nix zu tun ham mit Geld! Echt nich!



Drei Stunden später, in Dahlem

Dramatis Personae:
Frau A (ca. 45)
Mann B (ca. 50)

A: Dit haste dir verdient. Wat willstn mit dem Schotter, hau raus! Hast keine Kinder, hast sonst nix, wo du drauf warten musst, und vom Rumliegen uff der Bank haste ooch keen Spaß.
B: Meenste? Aber ick wollts halt sparn.
A: Quatsch! Nu sach ma, wovon hastn schon immer jeträumt?
B: Uff die Malediven wollt ick.
A: Na siehste. Dann mach dit mal. Un kaufst dir nochn schönet Auto.
B: Mercedes?
A: Ja klar ey! Wozu hastes denn? Andere wärn froh, wenn se uff die Malediven könnten!
B: Hast Recht. Dann mach ick dit mal.

Mittwoch, April 23, 2008

Untergänge

Das mit der Sonne ist keine allzu übliche Sache in diesem Hamburg. Da geht es denen hier wie den Engländern. Und wenn die Sonne scheint, verhalten sich die Hamburger auch ein bisschen so: Sie tragen T-Shirts ab 10 Grad, und sie rennen den Sonnenuntergängen hinterher.
Ich kenne das noch von der englischen Küste (vorzugsweise in Richtung Westen, wegen dem Untergehen): Der Abend rückt näher, und alles, was motorisiert ist, fährt an den Strand. Parkt so nah am Wasser wie es geht. Stopft Fish&Chips in sich rein (in Zeitungspapier eingewickelt, mit Essig, man kennt das ja), bis die Sonne verschwunden ist, gibt Gas und fährt wieder.
Hier in Blankenese macht man das auch so, naja so ähnlich. Abendstimmung an der Elbe bedeutet für Aussichtspunkte wie den am Bismarckturm: Im Halteverbot der Sackgasse stapeln sich die Autos. Alle stehen bei den Parkbänken, direkt am Abgrund, und spähen in Richtung Schweinesand. Ein paar Amateurknipser haben ihre Megakameraausrüstung (fünf Jahre drauf gespart, und den Rest zu Weihnachten bekommen) dabei und diskutieren über Linsen und Beleuchtungszeiten. Daneben Jugendliche mit Bierflaschen, aber friedlich, weil Blankenese. Ansonsten noch Spaziergänger mit Hunden, und ich (ohne alles). Man steht versunken herum und wartet, bis die Sonne ebenso versinkt, schätzt das Rotleuchtende der einfahrenden Schiffe, die die letzten Strahlen reflektieren, und überhaupt ist man sich einig - worüber ist nicht klar, aber man ist es. Irgendwann fangen alle an, sich wieder zu bewegen und hören auf, gedämpft zu reden. Man geht nach Hause oder klettert runter zur Elbe, der Moment ist vorbei, und wer weiß, wann die Sonne wieder scheint.
Das ist ja eher selten.

Sonntag, April 20, 2008

Therapiestunde

Nachts um drei im Wiener Taxi.
Dramatis Personae:
Taxifahrer T (irgendwo aus, ach, keine Ahnung)
HH (Schaffenskrise)

HH: In die Stolzenthalergasse, bitte.
T: Aaah, isse achde Besirk?
HH: Ja, gleich da unten um die Ecke.
T: Kenne sich aus?
HH: Wie ich nach Hause komme weiß ich.
T: Sin aba Auslända?
HH: Äh, ja. Bin ich.
T: Deudse?
HH: Genau.
T: Haha, weißi gleich, wer isse Auslända un were nich. Wasse mache hier in Wien? Ware große Fess?
HH: Ja, genau.
T: Ware ledsde Woche Ärsde gefeiad.
HH: Nee, diesmal nicht. Diesmal, ähm, Autoren.
T: Isse was?
HH: Schriftsteller ... Leute, die Bücher schreiben.
T: Aaah, Audora!
HH: Ja.
T: Biss auch Audora?
HH: Wenn ich das wüsste.
T: Isse dolle Sache, Bücha, mach gerne Bücha, so lesa, jede Dag. Lesa isse leichd, aba sreibsdu isse swer. Wo sreibsdu so slau, weißdu, kenni dich nich, leida, aba is so slau, wenn da sreibt un auch noch Frau [...]. Mussu sein sehr slau, un is harde Beruf, weißdu, mussu imma denge, denge, denge, middi Kopf [...] Is so swer, denge! Aba darfsu nich aufhörn weil is swer, is imma alles swer, mussu weidamacha. Wieviel Bücha?
HH: Drei.
T: Aaah, isse viele Sache in Kopf hasdu, das wichdig, mussu ham swere Kopf mit viele Sacha [...]. Is swer, aba mache weida. Auch wenn Frau sein. Bisse noch junge, is swerer, hat alte Erfahrung, mussu nehme Kopf was hasdu nich selbs gelebt, heißd Phantasia, gehörd schonma?
HH: Ähm, gelegentlich, doch.
T: Ganse wichdich. Isse swer, aber isse sön. Mach Leud glüglich wolln lesa die Bücha. [...] Nie aufhörn nur weil swer, mussu glaubn, ander Leud wolln un mach nie, das is slimm! Manchmal denksu aufhörn?
HH: Dauernd.
T: Machsu nich. Imma weida. Nich aufhörn nur weil swer. Große Kopf imma mit denge. Kann auch Frau macha. Is gut für Frau. Meine Frau nich denge, mach mich verrügt! Hörsdu nich auf, versbrich mich!
HH (gerührt): Wir sind da...
T: Lassich ers raus wenn hasdu versbrocha.
HH: Na gut.
T: Siehsu, gans leichd jeds. Mach funf Euro. Brauchsu Kwiddung?

Sprachbarrieren (intendiert)


Café Hummel, Wien.

Dramatis Personae:
HH
Oberkellner O

HH: Ich hätt gern so ein Wiener Schnitzel, bitte.
O: Aans von Käubl?
HH: Na ein Wiener Schnitzel, ich dachte, die sind vom Kalb?
O: Es gabat aans von Schweinderl aa.
HH: Also Schnitzel Wiener Art? Heißt das bei uns in Deutschland.
O: Naa, bei uns is des a Schnitzerl von Schwein. Des sog i extra dazua.
HH: Aber ich hätt gern das vom Kalb.
O: Und wööche Beilog?
HH: Pommes, ach, und einen Feldsalat, bitte.
O: Wos bittschee woin S'?
HH: Pommes?
O: Schlimm genug. Naa, naa, des aundare.
HH: Feldsalat?
O: Födsalod? Kenn i net.
HH: Aber die Frau da drüben isst gerade welchen!
O: An Vogerlsalod woin S'!
HH: Von mir aus auch Vogerlsalat, wenn's der ist, den die Frau da drüben
isst.
O: Die Dame isst an Vogerlsalod.
HH: Prima. Ach und auch wenn Sie mich dafür hassen werden, aber könnt ich
auch Ketchup? Für die Pommes?
O: Wos? A Ketschap? Hean S', do bliat ma's Weanerherz.
HH (erschrocken): Doch so schlimm?
O: Vo mir aus kennan S' eahna Schnitzerl in den Gatsch dersaufen, mia is des
wuascht, owa den Spruch miassen S' Ihna scho auhean.
HH: Tja, wir haben nun mal keine Kultur, wir Deutschen...
O: Meiner Söö! A woahres Wort!
HH: Tja.
O: Net bös sein, göö? Des is hoid so bei uns in Wean, do muass ma se
ständich die g'schissenen Schmäh von die Ober auhean.
HH: Genau deshalb komm ich ja her.
O: Deaf's sunst wos sei, gnä Frau?
HH: Tomatensaft.
O: Des haumma net.
HH: Doch!
O: Naa, haumma net. Prowian S' es no amoi.
HH: Ähm, Paradeisersaft? Hört sich irgendwie scheiße an.
O: Sogt eh ka Sau, gnä Frau. I woit Ihna nua no a bisserl sekkieren!


(Oberkellner wurde übersetzt von Stefan Slupetzky)

Mittwoch, April 16, 2008

Wien!

Bis nächste Woche!

Dienstag, April 15, 2008

Dorfleben

Heute Morgen dachte ich: Es ist soweit! Der Marktleiter vom Feinkost-Edeka unten an der Elbchaussee begrüßt mich mit Handschlag. Aber das ist normal. Die sind hier alle so. Die Kassiererinnen begrüßen einen mit „Einen wunderschönen guten Tag“ und benehmen sich ein bisschen so wie in der Werbung. Und auch sonst der Einzelhandel. Wenn die mal was nicht haben, sagen sie einem, wo man es findet, ganz selbstlos. „Ach das gibt’s beim Herrn X.“ – „Ähm..?“ – „Straße runter auf der anderen Seite, das Schreibwarengeschäft, das ist der Herr X. Sind Sie nicht von hier? Ach, gerade hergezogen? Das ist ja interessant. Wo kommen Sie denn her?“ Und schon kennen sie einen.

Das ganze hat einen winzigen Nachteil. Weil jeder jeden kennt, unterhalten sich auch alle wie beste Freunde, die sich zwei ereignisreiche Monate nicht gesehen haben. Also dauert jedes Verkaufsgespräch gute drei Stunden, und man steht brav wartend daneben. Dann ist man dran und wird wieder genau taxiert. Sie sehen ja, dass ich nicht wie die anderen Frauen tagsüber in Reiterhosen und Reiterstiefeln rumrenne, um dann mit meinem Range Rover wegzufahren, und sie hören auch sofort, dass ich nicht von hier sein kann. Dann sortieren sie mich wild zwischen Bayern und Österreich ein. Was den Schuhverkäufer aus Österreich, der aber schon siebenunddreißig Jahre in Hamburg lebt, sehr glücklich gemacht hat. Nach zwei Stunden durfte ich dann auch endlich mit meinen neuen Schuhen nach Hause gehen.

Montag, April 14, 2008

Ach,

...und die Sonne scheint jetzt manchmal sogar auch.

Geht doch.

Ich nehme alles zurück, was ich jemals über Blankeneser Handwerker gesagt habe. Gerade war der Elektriker hier, und es war sensationell: Er brauchte nicht mal eine Stunde, ich durfte am Schreibtisch bleiben und weiterarbeiten. Ich habe ihn kaum gehört oder gesehen, er hat alles sehr selbständig gemacht ohne blöd rumzufragen („Wo isn der Sicherungskasten, junge Frau?“ Nix da! Er hat ihn SELBST gefunden!), er kannte meinen Namen, er hat hinterher sogar noch seinen Dreck weggesaugt, und die Rechnung war vertretbar. Außerdem hat er mich gelobt für die Lampen, die hätte ich sehr schön ausgesucht. Jetzt hab ich überall Licht, und das allerbeste: Es fehlt NICHTS aus der Wohnung!
Da lebt man sich doch langsam ein.
Brauche nur noch eine Putzfrau in der Art: Redet nichts, macht alles von selbst, moderater Preis, klaut nicht, und am Ende ist auch noch alles sauber. So eine hatte ich FAST in Berlin. Da stimmte alles bis auf das Reden. Zwei Stunden am Stück, und ich hab kein Wort verstanden.


Freitag, April 11, 2008

Das harte Leben der Schreibenden

9:00 Beschließe, ausnahmsweise früh aufzustehen, weil Abgabetermin wie aus heiterem Himmel empfindlich nah gerückt ist – plötzlich nur noch eine Woche Zeit. Vor zwei Monaten war irgendwie noch viel mehr Zeit.

11:00 Doch noch nicht aufgestanden, dafür blöd im Internet rumgesurft

12:30 Postbote klingelt Sturm. Immer noch im Schlafanzug. Tue so, als sei ich grippig. Er glaubt es und wünscht gute Besserung.

14:00 Mit zugestelltem Päckchen befasst, gefrühstückt und geduscht.

17:30 Draußen gewesen und wild eingekauft. Jetzt pleite. Denke darüber nach, dass ich dringend Geld verdienen muss. Abgabetermin fällt mir wieder ein.

18:00 Mittaggegessen.

20:00 Gespült, aufgeräumt, Bad geputzt, Küche saubergemacht, kurz: prokrastiniert.

21:00 Wieder was gegessen, mehr so aus Langeweile.

21:30 Beginne ernsthaft, mich mit dem Text zu beschäftigen. Bin schon sehr weit, immerhin 5 von 15 Seiten. Fange an mit auf den Bildschirm starren.

22:15 Starre immer noch sinnlos auf den Bildschirm. Mir fällt nichts ein.

23:30 Internet leergesurft. Immer noch keine neuen Ideen.

00:05 Text endlich durchgelesen. Starre wieder auf Bildschirm.

00:30 Beschließe, dass Text so gar nicht geht. Lösche alles und speichere leere Seite.

01:15 Zwei neue Seiten geschrieben. Viel besser als vorher. Läuft hervorragend.

2:00 Schlafe auf Tastatur ein.

Donnerstag, April 10, 2008

Dienstag, April 08, 2008

Scones mit Tee

Dramatis Personae:
Verlagsvertreter V
HH (versucht, guten Eindruck zu machen)
Frau am Nebentisch F (offensichtlich unzufrieden)
Mann am Nebentisch M (offensichtlich unglücklich verheiratet)

HH (rührt im Tee)
V (türmt Sahne und Marmelade auf Scones)
F (sehr laut): Und überhaupt, dieses Geschirr! Können die nicht mal anständiges Geschirr bringen? Ich hasse es, wenn mein Teegeschirr so aussieht!
M (sehr leise): Aber da ist doch alles in Ordnung.
F: Nichts! Nichts ist in Ordnung! Da! Eine Delle! Und da!
M (noch leiser): Das stört doch nicht, das ist die Untertasse.
HH (murmelt): Außerdem gehört das so.
F: Was? Was hat die Frau da gesagt?
M: Nichts, ich hab nichts gehört!
F: Und dieser Kuchen! Warum bringen die mir so einen Kuchen! Der ist ja riesig! Ich hasse riesigen Kuchen, und dann noch auf so einem kleinen Teller! Ich hasse kleine Teller!
HH (murmelt): Die sind berühmt für ihren Kuchen.
F: Da! Schon wieder! Die Frau da drüben redet dauernd über mich!
M: Ich hab ehrlich nichts gehört.
F: Und man sieht ja gar nichts. Hier ist gar keine Elbe. Wollten wir nicht an die Elbe?
M: Nun sind wir hier.
F: Wir hätten gleich an die Elbe gehen sollen. Da war doch so ein schönes Lokal. Mit anständigem Geschirr und kleinen Kuchen.
M: Das nächste Mal.
F (wütet weiter, diesmal über den Tee und die Sonne, die reinscheint)
V: Frau Heiland, irgendwie kann ich mich nicht konzentrieren.
HH: Ich mich auch nicht.
V: Man könnte Strichlisten machen. Von Louis Vuitton-Handtaschen.
HH: Sie die Handtaschen, ich die Geldbeutel. Wer zuerst zehn hat, hat gewonnen.
F: Und diese Bedienung ist das allerletzte! Ich hasse langsame Bedienungen!
V: Wir könnten uns aber auch woanders hinsetzen.
HH: Die hört man überall.
V: Vielleicht gehen die gleich.
HH: Wär das nicht was.
V: Wollen Sie auch von den Scones?
HH: Wird sie davon leiser?
V: Nee, schmecken trotzdem.
F: … und dieser Lang Lang! Hat keine Ahnung vom Spielen! Warum muss ich mir den immer anhören? Ich hasse es, wenn ich dem zuhören muss! Keinen klaren musikalischen Gedanken kann der fassen!
HH (seufzt): Und ich kann insgesamt keinen klaren Gedanken fassen.
F: … Schönberg zum Beispiel …
HH (genervt): Schönberg auch noch!
F: …Schönberg zum Beispiel! Das kann er ja gar nicht!
M (murmelt sehr leise)
HH: Schönberg muss ja auch nicht sein.
F: Da! Schon wieder! Dauernd redet sie mit mir!
HH (dreht sich um): Schönberg! Also echt!
F: Ähm, gut, das war vielleicht kein gutes Beispiel. Aber Liszt!
HH: Liszt was?
F: Na, Lang Lang!
HH: Ja was?!
F: Kann er nicht!
HH: Können Sie?
F: Aber ich muss es mir anhören!
HH: Nö.
F: Aber …
HH: Sie können auch gehen.
F: Mitten im Konzert!
HH: Wunderbar! Aufstehen und gehen. Ganz einfach.
M: Das hätten wir mal tun sollen.
HH: Das geht auch im Café. Aufstehen und gehen. Probieren Sie’s mal. Jetzt wäre ein guter Zeitpunkt.
V: Frau Heiland, vielleicht sollten wir …
HH: Ich k a n n’s nicht mehr hören!
M: Kenn ich gut!
F: Walter!
M: Ist doch wahr! Ich zahl jetzt.

Montag, April 07, 2008

Wir, Deutsch.

Da gibt es doch diese Werbung für diesen französischen Weichkäse: Kommt ein lautes deutsches Pärchen in den Käseladen gerannt und labert den armen französischen Käseverkäufer auf Deutsch voll, in selbstverständlicher Erwartung, dass er sie verstehen wird. Vermittelt so ein bisschen „Man spricht Deutsh“-Atmospähre und passt auch zu dem hier.

Dings

Dramatis Personae:
HH (Papa am Telefon)
DHL-Bote B (genervt vom Treppensteigen)

HH: Nee Papa wart mal da is grad Dings, ähm, Post... Tach!
B: Päckchen!
HH: Super! (unterschreibt) Ach wenn ich nicht da bin, könnten Sie’s einfach … (Papa brabelt was ins Telefon) …in dieses Dings… Papa jetzt wart mal!
B: Dings?
HH: Dings, ähm, na wo Sie sonst immer meine Pakete und Päckchen und so…
B: Nach nebenan?
HH (Papa brabelt was ins Telefon): Papa jetzt WART mal! Nein, nicht nach nebenan, dieses Dings, wo man immer diese Karte für kriegt…
B: Kartendings?
HH: Verdammt, wie heißt das! Wo man rund um die Uhr… (Papa brabelt was ins Telefon) Papa GLEICH!
B: Packstation!
HH: Sag ich doch. Dings.
B: Mach ich.
HH: Super.
B: Gruß an den Papa.
HH: Der sagt auch immer zu allem Dings. Das vererbt sich.
B: Kenn ich gut.
HH: Haste gehört, Papa? Jetzt bin ich wieder da. … Nee, das war nur der Dings, ähm, ja.

Sonntag, April 06, 2008

Sonntagsspaziergang

Strandweg, Blankenese.

Dramatis Personae:

Papa (ca. 40), will gemütlichen Sonntagsspaziergang
Sohn (noch keine 3), will mit neuem Fußball spielen

P: Komm auf den Bürgersteig, gleich kommt wieder ein Auto.
S: Kein Auto!
P: Dooooch, komm her, ich trag Dir den Ball, sonst rollt der unter ein Auto.
S: Kein Auto!
P: Doooooch, da kommt bestimmt gleich wieder eins.
S: Da vorne dann weiterspielen?
P: Ähm, nein, das geht nicht.
S: Will aber!
P: Aber da vorne ist doch gleich das Wasser, und dann fällt der Ball in die Elbe.
S: Jaaaaaaa!
P: Nein! Das ist nicht gut! Du weißt doch, wenn der Ball ins Wasser fällt, kann ihn der Papa nicht mehr rausholen.
S (heult)
P: Es g e h t nicht!
S (heult): Waruuuuuum?!
P: Weil… Das Wasser ist zu kalt für den Papa.
S (heult): Waruuuuuum?!
P: Naja es ist halt… kalt, und dann gibt’s da noch die Strömung, und da fahren auch lauter… Schiffe, guck mal, da kommt auch wieder eins, und stell Dir mal vor, der Ball fällt ins Wasser und der Papa holt ihn raus und schwupp, wird er vom Schiff überfahren!
S (hört auf zu heulen, leuchtende Augen): Schiff! Da!!!
P: Ja.
S (begeistert): Papa schwimmt unter Schiff durch!
P: Na klasse, sowas haste von Deiner Mama, was?
S (kickt den Ball in Richtung Fluss)
P (rennt hinterher): G a n z die Mama.

Mittwoch, April 02, 2008

Westdeutschland

Ich weiß jetzt, was es ist, also was die Atmosphäre so anders macht. Ich hab mal auf ein paar Sachen geachtet. Da ist natürlich zum einen der typische Eigenheimnachkriegsbaustil, und dass in den letzten zwanzig Jahren im Osten viel mehr renoviert wurde als im Westen, und so weiter und so weiter. Aber das ist es nicht alleine. Es ist die Anwesenheit dieser wirklich schlechten Chinarestaurants im 80er-Look. Die hat seit den 90ern keiner mehr so eröffnet. In den wirklich konservativen, alteingesessenen westdeutschen Regionen gibt es kaum bis keine Japaner, Koreaner, Vietnamesen, Thailänder. Immer nur Chinesen im 80er-Look. Und nochwas: Niemand ist seit den 90ern auf die Idee gekommen, Kegelbahnen in Gaststätten reinzubauen. Oder? Diese Restaurants mit Kegelbahn im Keller, das hat man nicht mehr, glaube ich. Außer in Westdeutschland, in diesen Nachkriegsgaststätten.
Wir haben hier irgendwo einen Chinesen mit Kegelbahn.