Sonntag, Juli 20, 2008

Experimente

Dramatis Personae:

Herausgeber K
HH

K: Ah, Frau Heiland!
HH (schlechtes Gewissen): Ich … ich fang gleich morgen an! Ich hab nur erst … ich wollte noch schnell …
K (beschwichtigend): Neiiiiiin, deshalb ruf ich nicht an. Wir haben ja noch Zeit. Ich wollte nur eine Sache klären, bevor Sie anfangen.
HH: Licht, jaja, ich weiß schon, da hab ich auch drüber nachgedacht, und vielleicht geht es ja auch ohne, also mir schwebt da so eine Geschichte vor, da bräuchte man das gar nicht, sondern …
K (beschwichtigend): Neiiiiiin, alles in Ordnung. Wie gesagt, nur eine kleine Sache, die ich klären wollte. Sie, ähm, wissen, dass Sie eine Kurzgeschichte schreiben sollen?
HH: Öh – ja …?
K (pädagogisch): Und Sie wissen auch, was eine Kurzgeschichte ist, also, klassischerweise, ich meine, natürlich wissen Sie, was eine Kurzgeschichte ist, Sie haben ja Literatur studiert, selbstverständlich wissen Sie, was eine Kurzgeschichte ist, tja, und deshalb wollte ich nur noch mal schnell mit Ihnen darüber reden, dass wir in der Tat gerne eine Kurzgeschichte von Ihnen hätten.
HH: Ääääh … mhmpf?
K (führt aus): Sehen Sie, manche Autoren meinen, gerade bei so einer Anthologie, Sie müssten da unbedingt – nein, ich formuliere es anders: Manche Autoren, äh, wachsen über sich hinaus und, äh, gehen unkonventionelle Wege um, äh, etwas Neues, ja Einzigartiges, noch nie Dagewesenes …
HH: Mhmmm?
K (schwadroniert): Sie erfinden das Genre neu und geben sich Experimenten hin …
HH: Ist das so?
K (eifrig): Ja, und eben genau deshalb wollte ich Ihnen noch mal ans Herz legen, dass wir gerne eine Kurzgeschichte hätten, so in der Art, wie Kurzgeschichten eben sind.
HH: Ich hatte auch nichts anderes vor.
K (erleichtert): Ach das find ich aber gut! Wissen Sie, Sie können wirklich alles machen. Alles! Erzählperspektive und so, da sind Sie ganz frei! Nur sollte es eben … einfach normale Prosa sein. Ich will Sie da nicht einschränken, nur eben – Prosa. Also, wie man halt so Kurzgeschichten gemeinhin schreibt. Oder andere Geschichten. Prosa. Nicht nur … Dialoge, auch … Handlung. Prosa.
HH (misstrauisch): Gibt es einen bestimmten Grund, warum Sie mir das …
K (hastig): Nein! Nein! Nur vielleicht … (druckst herum) Sie hatten da doch mal …
HH: In Hell’s Bells? Die haben Sie gelesen?
K (abwiegelnd): Nun ja, das war ja nun keine Prosa, sondern …
HH: Hat Ihnen nicht gefallen?
K (verhaspelt sich): Dochdoch! Doch! Brillant! Bis auf ein paar Längen im Mittelteil … Doch! Und Ihr Blog, alles ganz wunderbar! Aber da Sie ja nun immer so, ähm, gerne auch mal, hm, außergewöhnliche Wege beschreiten …
HH: Also Prosa.
K (erlöst): Ach ich bin ja so froh, dass Sie das von sich aus auch so sagen!

12 Kommentare:

Anonym hat gesagt…

aber es hat ihm GEFALLEN, das theaterstück?

*schaut dich gespannt an

du warst die einzige nicht-kriminalgeschichte bei hells bells. erinnerst du dich noch, wie ich zu dir sagte "komm, wir wagens, das klappt schon, kann doch gar nicht angehen ...!"

**windet sich um den bambus

Henrike hat gesagt…

ja! hat ihm gut gefallen! (bis auf die längen im mittelteil.) glaube, es geht nur darum, dass beispielsweise die lüdenscheider nicht so für experimente zu haben sind und lieber prosa lesen. is ja ok. hätt ich eh. theaterstücke sind ja auch schwer zum lesen.

Anonym hat gesagt…

So, so. Prosa. Ganz schlecht. Vorab schon mal zwei Punkte Abzug. Kann ja heiter werden...

bye
dpr I.

Henrike hat gesagt…

ja, irgendwie werde ich meine fünfstrophige kriminalballade nicht los, seltsam. meine crime-sonnets liegen hier auch etwas bleiern auf dem rechner.

Anonym hat gesagt…

und hat er meine geschichte gelesen?

*erwartet die antwort "hat er, mochte er aber nicht"

Henrike hat gesagt…

da müsste ich ihn mal fragen. da haben wir jetzt gar nicht so im detail gesprochen.
*greift zum telefon

Anonym hat gesagt…

Hier ist noch einmal K. Sagen Sie, Sie schreiben doch in deutscher Sprache, so mit richtigen Buchstaben, oder ? Nicht daß das dann keiner versteht oder schlimmer noch : niemand lesen kann ? Und Sie verwenden auch keine Fremdwörter ? Weil man das doch genießen soll. Und Fremdwörter wären doch Arbeit, nicht wahr ? Und so'n Duden kostet doch auch viel Geld, deshalb hat den nicht jeder, schon weil es da so viele Bände gibt.... ;) LG tinius

Henrike hat gesagt…

neiiiin, so nun auch nicht. fremdwörter darf ich. nur eben keine formellen experimente.

Anonym hat gesagt…

So, so. Du "darfst Fremdwörter". Aber bitte nicht intrikat, voluminös und aristotelisch! Das kommt in fünffüßigen Jamben nicht gut! Und experimentier mir bloß nicht wieder mit Alexandrinern rum!

bye
dpr I

Henrike hat gesagt…

neinnein, keine alexandriner. heute nicht. das blöde ist ja, kaum darf man fremdwörter mal benutzen, schon fallen einem keine ein.
*wälzt fremdwörterduden

Anonym hat gesagt…

Und "Nee klar" ist der erste Satz? Wird ja immer schlimmer... Wenn du dich für "Er lächelte maliziös und betrachtete sie in nuce" entscheiden könntest, wäre uns beiden sehr geholfen.

bye
dpr I
*hofft, dass auch Fräulein A. sich an die Regeln hält

Henrike hat gesagt…

*radiert wieder alles aus