Ich habe diese Schwäche für Fünf-Sterne-Hotels. Besonders für die Bars. Da sind immer alle sehr höflich und aufmerksam und sorgen sich um einen, und wenn man komplizierte Extrawünsche hat, werden diese erfüllt, als sei es das Normalste der Welt. Ich habe ja immer komplizierte Extrawünsche, und da tut es einfach gut, in freundliche Gesichter zu blicken, die eifrig nicken und sagen: Selbstverständlich, Frau Heiland. Auch gibt es nichts, was sie dort seltsam finden. Nicht mal, wenn man in Jeans reingeweht kommt und drei Stunden an seinem Acht-Euro-Kamillentee herumlutscht. Es gibt Fünf-Sterne-Hotels, da tun sie nur so, als seien sie total zuvorkommend und extrawunscherprobt. Ich merke das sofort. Ich kenne mich mittlerweile aus. Ich hatte nämlich mal eine Freundin, die ausschließlich in den Foyers und Bars der Fünf-Sterne-Hotels herumsaß. Sie war sehr reich und lud mich immer ein. Seit ich selbst bezahle, weil sie bei einer dieser Ausflüge ihren mittlerweile Ehemann kennenlernte (was Sinn der Übung war), bleibt es beim Kamillentee und einem guten Buch (Frau G., sie glauben gar nicht, wie viele Leute Ihre Bücher lesen, die in Fünf-Sterne-Hotels unterwegs sind!).
Das Beste, was ich empfehlen kann, ist das Louis C. Jacob. Man kann dort nicht wohnen (außer Frau G. zum Beispiel, die könnte das). Von dem Preis für ein Zimmer mit Elbblick/Nacht kann eine moldawische Großfamilie ein halbes Jahr überleben. Im Überschwang. Aber ab und zu in die Bar setzen, aufs Wasser schauen und ein Teechen trinken, das ist immer drin. Sie sind sowas von extrawunscherprobt, dass ich mir überhaupt nicht komisch vorkomme.
Hingegen komme ich mir überall sonst ja immer komisch vor, so von wegen "Was genau ist denn da in dem Essen alles drin" und "Wissen Sie zufällig etwas über den Fructosegehalt dieses Getränks" und gerne auch "Gibt's das auch ohne XY, dafür aber mit Z, und bitte auf gar keinen Fall Erdnüsse in die Nähe bringen, sonst falle ich einfach um und dann müssen wir die Rettung rufen, wollen wir das wirklich". Das geht meistens überhaupt nicht gut. Und abgesehen davon - ich meine, ich müsste ja einfach nur nichts bestellen, nur herumsitzen - aber, und das ist der springende Punkt, abgesehen von komplizierten Extrawünschen, habe ich immer das Gefühl, dass es an Orten wie McDonald's oder dem gemütlichen Italiener nebenan oder dem angesagten Café im Schanzenviertel ungeschriebene Gesetze gibt, die jeder kennt außer mir. Irgendwelche Verhaltenscodes. Sowas. Ich bin nicht eingeweiht. Jeder merkt es und sieht mich misstrauisch an.
Geht das nur mir so?
Dienstag, Februar 03, 2009
Was ich ja immer verschweige:
Eingestellt von Henrike um 12:54 AM
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6 Kommentare:
Nein, das geht mir auch so, und zwar vor allem dann, wenn ich in Fünf-Sterne-Hotels herumlungere, was natürlich gelogen ist, denn das tue ich nie, aber wenn ich es täte, dann würde ich mir so vorkommen. Denn ich glaube, dass man mir ansieht, dass ich schickimicki albern und doof finde, und dass man mir ansieht, dass ich gar nicht so bin wie die anderen Leute da, und dass ich mich lieber an das Personal anbiedern würde, was natürlich noch bescheuerter ist, und überhaupt ist das schon wieder so ein Unfug, denn zwar kann ich mir in der Tat kein Fünf-Sterne-Hotel leisten, wohl aber leiste ich mir zunehmend Kleider, die so aussehen, als könnte ich den Rest auch. Verzwickt.
Wir müssen dringend demnächst einen rasanten Kamillentee trinken gehen und das ausführlich besprechen.
aber das IST ja das interessante. dort ist es gar nicht schickimicki. wann trinken wir unseren kamillentee?
Am Freitag, dem 13.
(Hier Titelmelodie vom weißen Hai hindenken)
Ich bin leider sehr trottelig in solchen Umgebungen, quasi a priori disqualifiziert. Ich würde denen wie bei der goldenen Möwe das Geschirr an den Tresen bringen, damit die nicht so viel Mühe mit mir haben. Ich weiß, dass das ein absolutes Nono und SEHR trottelig ist. Aber ich kann nicht anders. Deswegen sollte man mit mir zu sowas nicht hingehen. Gar nicht. Die sind sicher glücklicher ohne mich. Und ich bin es auch. Ohne die jetzt.
Ich hab dummerweise in der Gastronomie immer den Impuls "die hams ja so schwer mit die Kundens, da will ich nicht auch noch stören". Tja, voll am Konzept vorbei, ich weiß. Einfach nicht meine Welt.
Aber ich beneide geradezu das Sichwohlfühlen in solchen Orten. Das hätte ich gern.
prima. wir nehmen gerd mit.
wie wär's denn mit sowas? Wenn schon denn schon.
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