Dienstag, Oktober 21, 2008

Maria (Judith)

Es gibt so Magnus Mills-artige Situationen im Leben, man schlittert herein, man weiß nicht wie, und kommt nie wieder heraus. Von da an hat man nichts mehr im Griff, vielmehr entwickelt sich einfach alles. So ist das mit Maria (oder Judith). Meiner Putzfrau. Ich werde sie nicht mehr los. Ich wüsste nämlich gar nicht, wie ich es ihr sagen sollte. Der Moment ist unwiderbringlich an uns vorbeigezogen, und abgesehen davon ist sie jetzt zwei Wochen in Portugal - in spätestens drei Tagen werde ich ihr verzweifelt hinterhertelefonieren um mich zu versichern, dass sie tatsächlich wieder zurückkommt.
Vor zwei Wochen, als ich auf Rundreise cum Buchmesse ging, umarmte sie mich weinend, weil wir uns einen Monat nicht sehen würden. Das ist kein guter Zeitpunkt um zu sagen: "Prima, dann lassen Sie jetzt mal die Schlüssel hier und ich such mir entspannt wen anders, wenn ich zurück bin." Nein. Oder jetzt, ich komme zurück, eine aufgeräumte (wenn auch nicht bis in die Ecken, aber immerhin grundsätzlich mit zusammengekniffenen Augen saubere) Wohnung wartet, und vor der Tür stehen demonstrativ Hausschuhe, von denen ich nicht mal wusste, dass ich sie noch habe. In ihnen ein Zettel: "Blase schnell krank bei Frau!!!"
Kann man dieser Frau kündigen? Nur, weil sie stundenlang Geschichten über ihre weitverzweigte Verwandtschaft erzählt, statt zu putzen, und sich am Ende noch die Überstunden bezahlen lässt? Ich bringe es nicht fertig.
Sie hat ja noch weitere Vorteile. Zum Beispiel benutzt sie ausschließlich dieses Frosch-Öko-Zeugs. Danka in Berlin zwang mich stets, das Giftigste zu kaufen, das ihr bekannt war. Außerdem verbrauchte Danka pro Putzgang zwei Küchenrollen Papier. Maria (Judith) schwört auf den guten alten Putzlappen, der in die Wäsche kommt, bevor er anfängt zu stinken.
Ok, sie hasst putzen. Aber deshalb gleich kündigen?

2 Kommentare:

Anonym hat gesagt…

Ich verstehe Dein Dilemma. Wenn Du mit dem jeweiligen Ist - Zustand Deiner Wohnung leben kannst und Dich die Überstunden nicht mit Einschränkungen an anderer Stelle konfrontieren (SchriftstellerInnen gehören nicht unbedingt zu den Besserverdienenden), kannst Du reuelos die menschliche Zuwendung und die bisweilen auftauchende Komik genießen. Mußt Du auch nur eine der Fragen negativ beantworten, scheint mir eine Kündigung dann doch unausweichlich. LG tinius

Anonym hat gesagt…

Moinsen,
Du solltest gewisse Nebeneffekte nicht vergessen:
die Frau generiert Content und Traffic für Dein Blog...
Gruß
Chris
PS: Wir ziehen übrigens bald nach Aachen...