"Wie ein Netz aus unglücklichen Lebensläufen erscheint die vielschichtige Handlung des Romans, den Sibylle Haseke heute im Buchtipp von WDR4 vorstellt. Vordergründig ein raffiniert erdachter Krimi, birgt dieses Buch gleichzeitig eine Fülle psychologischer Interpretationen und lädt ein zum Nachdenken oder gar zum Umdenken.
[...]
Die eigentliche Stärke des Romans liegt nicht ausschließlich in der spannend konstruierten Kriminalhandlung. Bedeutsamer erscheint das durchgängige Motiv von 'Weglaufen und Suchen'. Bei jeder der Figuren - sei es Mike, sein Uropa, der schweigsame Kommissar oder andere - trifft man auf große Unsicherheiten und Sehnsüchte, die sie von klein auf mitgeschleppt haben. Mangelndes Verantwortungsgefühl, fehlendes Verständnis und Überforderung bei den Eltern haben die Kinder verschiedener Generationen haltlos werden lassen.
Sie sind hin und her gerissen zwischen dem Wunsch nach Zugehörigkeit einerseits und der Ablehnung der eigenen Vergangenheit andererseits. Manchmal endet die Suche nach dem Sinn des Lebens in extremen Ideologien und Fanatismus, manchmal auch in Passivität und manchmal in einer permanenten Flucht vor sich selbst. Dass der beste Weg darin liegt, nichts mehr zu verdrängen, sondern offen mit sich und seinen Sehnsüchten umzugehen, das versucht dieses Buch zu thematisieren. Ein Krimi mit Tiefgang also, der neben Spannung und gekonnter Verschachtelung unterschiedlichster Schicksale großes psychologisches Gespür besitzt."
Hier der ganze Text.
Dienstag, September 18, 2007
WDR4 Buchtipp "Blutsünde"
Eingestellt von Henrike um 11:28 AM
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