Dass die Iren zu feiern verstehen, wissen wir schon. Sie nehmen so ziemlich alles zum Anlass, sich große Mengen Alkohol in den Kopf zu schütten. Geburten, Beerdigungen, Fußballmannschaft hat gewonnen, Fußballmannschaft hat verloren, Mann hat Frau gefunden, Mann hat Frau verloren… Heute haben sie aber einen ganz besonders besonderen Anlass zum Sichzuschütten, heute ist nämlich Bloomsday. Der Tag, an dem James Joyce' "Ulysses" spielt. Am 16. Juni 1904 irrte Leopold Bloom durch Dublin und wurde zur Jahrhundertfigur.
Erstaunlich für so ein feierfreudiges Volk, diesen Tag erst 50 Jahre später zur Feierlichkeit zu erheben. Es brauchte einen Flann O’Brien, der sich 1954 mit einigen Schriftstellerkollegen zusammentat und ein paar Schauplätze abschritt. Das Ganze endete – na? Wie? In einer Sauftour.
Joyce selbst soll 1929 schon so etwas Ähnliches wie eine Bloomsdayparty gemacht haben, allerdings in Paris. Er lud ein paar Freunde, darunter Samuel Beckett, in ein Hotel Leopold ein. Auf dem Heimweg bestand er darauf, an jeder Kneipe zu halten, um weiterzusaufen. Was dem Kutscher irgendwann zu blöd war, weshalb er einfach wegfuhr. Der völlig besoffene Beckett verlief sich auf dem Kneipenklo und fand erst einen Tag später wieder nach Hause.
Ein Bloomsday muss also zwangsläufig in einer Sauftour enden, will man ihn historisch begehen, ob nun in Dublin, in Paris oder anderswo auf der Welt.
Normalerweise beginnt man den Tag in Dublin damit, ein bisschen in "Ulysses" zu lesen. Dem Verständnis des Buches könnte aber förderlich sein, wenn man es erst nach getaner Tour durchblättert. Nüchtern bin ich da nämlich leider immer noch nicht sehr viel weiter gekommen.
PS: Die gute Anobella sagt, sie hätte "Ulysses" verstanden. Fragen zum Buch also bitte schamlos an sie.
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