Montag, September 08, 2008

Ildikó von Kürthy ist ja gerade im Mamawahn.

Der Hormonhaushalt stellt sich erwiesenermaßen komplett um, wenn man Kinder hat. Kinder, habe ich mal gelesen, sollen sowas ähnliches auslösen, wie es einige Drogen tun: Man findet sie total toll, auch wenn sie scheiße sind, und man hört auf, sein Umfeld realistisch wahrzunehmen. Stand in einem Spiegel. Erinnert sich jemand?
Frau von Kürthy jedenfalls hat nun ein Kind und kommt demnächst mit einem Buch raus, in dem es um eine Frau geht, deren biologische Uhr ungefähr so laut tickt wie eine Sprengstoffladung. Rechtzeitig dazu gibt's in der aktuellen "Brigitte" ein Dossier von ihr über Kind oder nicht Kind. Da mich mein privates Umfeld nun auch schon seit einigen Jahren mit Nachwuchs belästigt und die Gesichter zunehmend lang werden, wenn ich öffentlich bekenne, keinen zu haben, weil ich keinen will, dachte ich, ich les es mal, vielleicht ist es ja ein netter Text, der einem bei bewusst gewählter Kinderlosigkeit nicht den Kopf abreißt. Aber nein, Frau von Kürthy ruft sämtliche Reproduktionsverweigerer auf, sich unbedingt zu reproduzieren, weil, in den meisten Fällen will man ja keins wegen Karriere und schönem Leben und man ist Akademikerin und verdient gutes Geld und so, und genau deshalb sei man die perfekte Mama für perfekte Vorzeigekinder, die es einmal viel besser haben als alle anderen, weil sie ja dann so tolle Vorbilder als Eltern (besonders als Mama) haben.
Ganz ehrlich, ich glaube nicht, dass das funktioniert. Ich hatte als strahlendes Vorbild sicherlich nicht meine Mutter, sondern diverse kinderlose Tanten und Cousinen. Und das, obwohl meine Mutter arbeiten ging. Ich finde meine Nichten und Neffen zwar allesamt entzückend, aber die kann ich auch nach einer Weile wieder abgeben, und bei mir spuren sie, weil ich die Tante bin und nicht die Mama.
Ich finde es nicht besonders nett, dass man den Frauen, die eine ganz private Entscheidung treffen und sich gegen Kinder entscheiden, so ein schelchtes Gewissen macht und sie dadurch nachhaltig manipuliert. Oder es zumindest versucht. Den Männern macht man kein schlechtes Gewissen, oder verpass ich da nur was? Und laut sagen, dass manche Leute besser keine Kinder hätten kriegen sollen, darf man auch nicht. Weil, Hauptsache Nachwuchs.

13 Kommentare:

albertsen hat gesagt…

Doch, Männern macht man auch ein schlechtes Gewissen.

Henrike hat gesagt…

herzlich willkommen.

Henrike hat gesagt…

ich habe nur den eindruck, es ist nicht so öffentlich, wenn man ihnen ein schlechtes gewissen macht. liegt wohl am verfallsdatum der fortpflanzungszutaten. ihr könnt's euch auch noch mit 60 überlegen.

Anonym hat gesagt…

sie wollen jetzt co2-gase - abfallprodukt von kohlekraftwerken - in die erde spritzen. als brückentechnologie. weil man nicht weiß, wo zum teufel die ganze energie für die ganzen leute herkommen soll.

kein mensch redet davon, dass es sehr wichtig wäre, KEINE kinder zu kriegen.

Henrike hat gesagt…

es ist ja nicht so, dass die WELTbevölkerung rückläufig wäre. nur die deutschen. warum also die aufregung? weil es eines tages zu wenig deutsche geben könnte? ja und dann?

Anonym hat gesagt…

Weil es UNNATÜRLICH ist. Deshalb!
Ich weiß zwar nicht warum, aber das ist in der Regel die nachgesetzte Begründung.

Henrike hat gesagt…

es ist UNNATÜRLICH, dass die deutschen irgendwann in vielen jahrhunderten VIELLEICHT aussterben KÖNNTEN? jeden tag sterben tierarten aus!

Anonym hat gesagt…

Ja, aber die falschen Arten, die falschen! Darum ist es UNNATÜRLICH! Mir ist es natürlich egal, ich beteilige mich sogar aktiv am Artensterben.

Das Problem ist, ein Kind ist wie das andere, von daher wärs egal, aber Du weichst vom PLAN ab! Du machst, was Du willst. Und das geht nicht. Ohne Behinderung, gebärfähig und zeugungsfähig hast Du Deine PFLICHT zu erfüllen und keinen eigenen Kurs zu fahren.

Der Ausweg: Du gibst Dich ein bißchen (mehr) egozentrisch und sprichst von Deinen Romanen wie von Deinen Kindern. So'n bißchen Zsa Zsa Gabor-Auftritt und das Gehabe von Fr. Rowling (die allen Ernstes ihr Geschreibsel als ihre eigenen Ideen schützen will und dabei jede Fantasy- und Internatstory available abkopiert hat) - ich schweife ab, ich weiß - jedenfalls: So ein Auftritt und die Leute reden dann nur noch hinter Deinem Rücken davon, dass du RICHTIGE Kinder haben solltest. Aber eben hinter Deinem Rücken und damit ist Ruhe.

Oder Du sagst, Du bist lesbisch. Oder Du vererbst mit hoher Wahrscheinlichkeit Deine Schizophrenie. Also, es gibt da Möglichkeiten, Deine UNNATÜRLICHKEIT zu kaschieren.

Anonym hat gesagt…

Außerdem fände ich es gut, die Kürthy hätte nicht noch was geschrieben. Aber das nur so nebenbei. Mit den vielen Kindern kommen leider auch viele Schriftsteller und Journalisten auf die Welt. Das ist ja das Plagende an der NATÜRLICHKEIT.

Henrike hat gesagt…

smarf, da sind gute ideen dabei. das mit dem lesbisch könnte ein problem geben, weil dann immer alle mit melissa etheridge daherkommen und was von künstlicher befruchtung faseln, aber die gene sind ein hieb- und stichfestes argument, und meine arbeit als das produkt meiner fruchtbarkeit zu sehen - sehr gut. sehr gut. der nächste single malt im jacobs geht auf mich.
ach, sag, was ist eigentlich aus der wohnung geworden?

Anonym hat gesagt…

Ich habe das Projekt beendet. Vorläufig. Treppenviertel ist zwar bezaubernd, aber man entscheidet sich wirklich für eine andere Welt und infrstrukturell ist es ungünstig für mich.

Und die Wohnung hatte einige Tücken, die absehbar waren, aber elegant unter den Tisch gekehrt wurden.

Nee, meine Zeit kommt noch

Anonym hat gesagt…

Es gilt auch als unnatürlich, wenn man seine Kinder jung (Mitte 20, bevor die biol. Uhr Alarm schlägt, ich rede nicht von Teenagern) und ungeplant, aber durchaus erwünscht bekommt. Angeblich hat man dann plötzlich keine Zukunft mehr. Ich finde, dass das jede und jeder selbst entscheiden muss. Und danach nicht rumjammern, weil man etweder KEINE Kinder hat oder weil man WELCHE hat.
Also wirklich. Und vorallem ist das wirklich kein Thema für einen Artikel und noch weniger für ein Buch.
LG
barb
*hat mit 26, mit 33 und mit 36 ein Kind bekommen
**gilt als Rabenmutter, weil sie a. Vollzeit arbeitet und b. ihre Kinder manchmal doof findet (wenn sie es sind!)

Anonym hat gesagt…

Hier noch schnell unterschreib: Auch Männern macht man ein schlechtes Gewissen. (Aber nicht mit so drängelndem Unterton.)