Das Kleinmannsyndrom ist ja weithin bekannt. Männer, die der durchschnittlichen Frau gerade mal so mit der Stirn bis knapp unters Kinn reichen, kompensieren diese Schmach oft mit ausgiebig aggressivem Verhalten und dem Versuch, irgendwie erfolgreich zu werden, um das holde Weib mit anderem als preußischem Gardemaß zu beeindrucken. Die Weltgeschichte ist voll von diesen Männern und ihren Kriegen.
Ob es so etwas wie das Blödenamensyndrom gibt, wäre auch einmal eine Untersuchung wert. Dachte ich zumindest, als ich über den schottischen Enzyklopädisten William Smellie stolperte. (Er muss zu Schulzeiten gelitten haben.) Smellie brachte - zusammen mit einigen anderen - die allererste Ausgabe der Encyclopædia Britannica heraus. An der zweiten Ausgabe arbeitete er schon nicht mehr mit, und bald geriet er in Vergessenheit. Letzteres liegt sicher zum Teil daran, dass man sich generell kaum an Herausgeber erinnert. Warum seine Mitarbeit an dem heutigen Standardwerk von so kurzer Dauer war, könnte mit der Qualität seiner Beiträge zu tun haben. Die besaßen zwar einen gewissen Unterhaltungswert, hatten aber wenig Wissenschaftliches. Über intensiven Tabakgenuss schrieb er beispielsweise, dieser würde das Gehirn zu einem kleinen schwarzen Klumpen eintrocknen, der nur noch aus Membranen bestünde. Den Eintrag über Frauen wusste er auch ausführlich zu füllen: weibliche Menschen, schrieb er da. Und Punkt. Na, immerhin hat er sie erwähnt, die Frauen. Vielleicht schmähte man ihn aber auch wegen seines Namens. Ich meine, wie hört sich das an, wenn man von der "Smellie edition" der Encyclopædia Britannica sprechen müsste? Geht gar nicht.
Zu allem Überfluss hieß er auch noch genau so wie ein Glasgower Mediziner, der als "Father of British Midwifery" in die Geschichte einging. Dessen Methode zur verbesserten Geburtshilfe muss gerade zu dem Zeitpunkt ins Gerede gekommen sein, als der Edinburgh-Smellie noch ein Schuljunge war.
Oh nein, er kann es wirklich nicht leicht gehabt haben.
Aus dem Ruhm wurde also nichts. Smellie wurde zwar von dem ein- oder anderen Dichter, dessen Werk er herausbrachte, posthum geehrt, doch gibt es genügend andere, die ihn als wüsten Trunkenbold bezeichneten. Sei es nun, weil der Schotte als solcher gerne trinkt, sei es vielleicht, weil einem mit diesem Namen nicht viel anderes im Leben bleibt, man weiß es nicht. Jedenfalls wieder nichts Gutes für den Mann.
Gibt es denn Untersuchungen zum Einfluss von Namen auf, sagen wir, Berufswahl oder Lebensglück oder Kriegsführung oder sonstwas Absurdes? Oder sind diese Untersuchungen zum Scheitern verurteilt, weil man Namen, im Gegensatz zur Körpergröße, leicht ändern kann? Wahrscheinlich. Schade auch.
PS: Kommt erst gar nicht auf die Idee, mir blöde Witze mit meinem Namen zu schicken. Ich kenne sie alle. Alle!
PPS: Ja, na gut. Letztens in Anklam bei der Polizei, da sagte der Pförtner ganz stolz zu mir: "Wir hatten hier schon mal einen, der hieß so wie Sie. Den haben sie dann ans Kreuz genagelt!" Höhöhö.
Montag, Oktober 01, 2007
Smellie Books
Eingestellt von Henrike um 9:05 AM
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