Freitag, Februar 22, 2008

Anspruch

Beim Buchhändler

Dramatis Personae:
Buchhändlerin B
Kundin K
HH

B: Na und Magnus Mills ist noch toll!
HH: Oh ja, kenn ich gut! Großartig! Oder hier, die Dische fand ich auch super!
B: Jaaa! Da ist wenigstens was dahinter!
HH: Super, so ne Hauptfigur, das muss man erstmal...
B: Svevo! Italo Svevo!
HH: Zeno Cosini?
B: Waaaaahnsinn!
HH: Das Ende ist bisschen ...
B: Fand ich auch.
HH: Aber das hier geht gar nicht.
B: Ja, so leichte Frauenliteratur, nee.
HH: Wie die Kürthy.
B: Geht gar nicht.
HH: Da könnt ich mich ja aufregen ...
B: Also wer sowas liest ...
K (kommt rein): Guten Tag, ich such was von der Kürthy oder wie die heißt!
B: Von der Kürthy?
K: Ja ich will in Urlaub und im Flieger muss ich was lesen.
B: Was ohne Inhalt?
K: Ähm, ja.
B: Kein Anspruch?
K: Bloß nicht!
B: Nun. Ähm ...
HH: Fielding?
B: Ah!
HH: Kinsella!
B: Richtig!
K: Nehm ich alles mit! (zahlt und geht)
B: Woher ...
HH: Keine Ahnung, irgendwie ... So halt!
B: Nicht mal ich ...
HH: Na aber manchmal schaut man doch ...

6 Kommentare:

Unknown hat gesagt…

Momente der Einigkeit!

Wenngleich sich mir nie erschließen wird, warum in Flugzeug oder Bahn ausgerechnet "leichte Bücherkost" zum Einsatz gelangen muß.

Ist nicht der Sinn des Lesens in diesen Situationen, sich gedanklich möglichst weit von der Umwelt zu entfernen?

Aber wer nach Kürthy verlangt, nun ja, verlangt wohl auch sonst nach wenig... ;-)

Anonym hat gesagt…

@gb: Gedanklich möglichst weit von der Umwelt zu entfernen? Nein, in solchen Situationen liest man eher um sich zu entspannen, gerade im Flugzeug ist das für viele Menschen wichtig. Ganz abgesehen davon: was hat Anspruch damit zu tun, sich weiter von der Umwelt zu entfernen?

Anonym hat gesagt…

P. S.: Da mein obiger Kommentar etwas mißverständlich ist: natürlich kann man sich dadurch entspannen, daß man sich gedanklich möglichst weit von der Umwelt entfernt. Wenn letzteres allerdings auf anstrengende (anspruchsvolle) Weise geschieht, macht es keinen Sinn wenn es der Person vordringlich um Entspannung geht. Und wie gesagt: Anspruch muß überhaupt nichts mit weiter entfernen von der Umwelt/Realität zu tun haben, ganz im Gegenteil.

Unknown hat gesagt…

@licht: Verzeihung, ich lese nicht aus ideologischen Gründen sondern aus i) der Freude an Stil und Thema - mir fällt da spontan eine gewisse Krimiautorin ein - und ii) um in entsprechender Situation den Schwachsinn um mich herum möglichst komplett auszublenden.

Das mag der Literaturwissenschaft womöglich arg ins Kreuz treten, doch ich riskiere das gerne.

Ginge es um Entspannung mit leichter Literatur, könnte ich mir diese ersparen und stattdessen Menschen an Flughäfen und Bahnhöfen - und nicht nur dort - beobachten.

Das wäre real, ersprießlicher und würde zudem bisweilen Vorlagen für die eigene Arbeit liefern. Das Segment um 21:52 Uhr ist manchmal ein Knüppeljob, da bin ich für jede Inspiration dankbar.

Und Werke im Rang "der Kürthy" sind durchaus geeignet, die zu verlassen gesuchte Umwelt sehr schnell wieder auf den geistigen Schirm zurückzuverfrachten.

"Was hat Anspruch damit zu tun, sich weiter von der Umwelt zu entfernen?"

Womöglich könnte ein Zusammenhang zwischen der geistigen Aktivität beim Lesen und der in Folge auftretenden Ausblendung der Umwelt bestehen?

"Wenn letzteres allerdings auf anstrengende (anspruchsvolle) Weise geschieht, macht es keinen Sinn wenn es der Person vordringlich um Entspannung geht.

Es soll aber Perverse geben, die das machen...

Es mag zudem sicherlich ein gutes Verkaufsargument sogenannter "clit lit" sein, das Treiben der Zielgruppe für dieselbe darzustellen. Aber genau solche Herrschaften möchten mir bitte nicht in simplen Sätzen und profanen Handlungen aus den Buchdeckeln entgegenhüpfen.

Na gut, Somerset Maugham mag als Ausnahme zugelassen sein.

Nix für ungut also.

Anonym hat gesagt…

Was ist denn clit lit? Hört sich anrüchig an.

Henrike hat gesagt…

naja soll's wohl auch. chick lit sagen die verlage eigentlich lieber. so, und jetzt benehmt euch mal wieder.