Nach zwanzig Jahren öffentlich zuzugeben, dass man etwas letztlich dann doch gar nicht so schlecht findet. Depeche Mode habe ich ja aus Prinzip immer abgelehnt. Vor allem, weil alle die Band so toll fanden. Der große Bruder einer Freundin zum Beispiel hatte sich sein Zimmer mit Depeche Mode-Postern zugepflastert und sich auch so gestylt, und weil er das große Vorbild für so einige in meinem Jahrgang war, tat man es ihm nach. Schnell bildete sich (neben einer erschreckend riesigen U2-Fraktion) eine Depeche Mode-Gemeinde. Naja, und was dann eben noch so nachkam: Depeche Mode-Schriftzüge auf dem ersten Auto, Depeche Mode-Nächte in den Clubs, das MUSS man einfach ablehnen.
Wobei der Grundstein für meine Depeche Mode-Ablehnung vor zwanzig Jahren in der Frankfurter Festhalle gelegt wurde. Meine Freundin wollte unbedingt hin. Eigentlich war es sogar so, dass sie ganz sicher sterben würde, wenn sie nicht hingehen konnte. Nun war das ein winziges Problem mit dem Alter, aber sie hatte schon einen bereitwilligen Vater gefunden, der sie und einige andere hinfahren und als Aufsichtsperson fungieren würde. Eine Karte war übrig, ich gerade anwesend, und schon saß ich mit im Wagen von Kaiserslautern nach Frankfurt. Wie es so kam, verloren wir uns noch vor Konzertbeginn, und durch einen blöden Zufall landete ich in der ersten Reihe. Um mich herum lauter junge Damen (etwas älter als ich), ausgestattet mit Wurfgeschossen wie Teddybären, Blumen und Unterwäsche. Sie sagten Dinge wie: "Beim letzten Gig in Mannheim hat er mich angesehen, da stand ich auch in der ersten Reihe", oder: "Den Song XY hat er in Stuttgart nur für mich gesungen", und auch: "Ich hab mir ein Autogramm auf den Bauch geben lassen, er MUSS mich einfach wiedererkennen!"
Will man mit vierzehn als überzeugte Anhängerin von allem, was sich Independent nannte, so eine Band gut finden? Eben. Aber es kam noch schlimmer. Die Herrschaften betraten die Bühne, die Damen fingen an zu kreischen - und dann wurde es sehr lufitg um mich herum. Sie waren allesamt in Ohnmacht gefallen. Sanitäter stürmten herein, trugen sie nach draußen, ich folgte interessiert, traf einen von Depeche Mode ebenso wenig angetanen Zwangbesucher, und wir vertrieben uns die Zeit bei einer Cola, bis das Theater endlich vorbei war.
Ach ja, was ich eigentlich sagen wollte: "Wrong" ist sicher nicht das beste von Depeche Mode, aber ich finde, jetzt, so nach zwanzig Jahren, kann ich ruhig mal sagen, dass ich das gar nicht so schlecht finde.
Mittwoch, März 04, 2009
Das ist jetzt ein bisschen schwierig.
Eingestellt von Henrike um 11:10 AM
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6 Kommentare:
Da kann ich nur sagen: "Enjoy the silence" und als Tipp: Hör dir mal die Policy of truth Version von Terry Hoax an.
Ich mochte Depeche Mode ja schon immer (außer während einer kurzen Phase, in der ich sie auch nicht mochte, weil alle sie mochten). Irgendwie hat es auch nie so recht zu ihrer Musik gepasst, dass sie Teenie-Idole waren. Zu düster, zu alternative. Aber wahrscheinlich lag es an ihren Haarschnitten damals.
olli, is ja nich so, dass ich die lieder nicht alle kennen würde, ne. albertsen, du gehst aber nicht regelmäßig in den "keller" zur depeche mode nacht? (gibt's die überhaupt noch? gibt's den "keller" überhaupt noch? ich kann ja mal nachschauen. bin ja gleich in münchen.)
na das war doch garnicht so schwer. ' n bisschen umständlich aber zum Schluss doch flüssig über die Tastatur
Ich verstehe das nicht.
Da ist etwas gut, viele finden es deswegen auch gut. Einige finden es nicht gut, aber nicht, weil es nicht gut ist, sondern weil viele es gut finden. Später wird es dann schlecht und viele finden es dann gut, weil viele dies gut fanden es nicht mehr gut finden. Dabei wird festgestellt, das es vorher auch gut war, obwohl man es nicht gut fand.
Ich glaub, ich brauch nen Therapeuten.
ich hab auch nicht behauptet, dass das besonders erwachsen wäre, sowas. willst du die nummer von meiner therapeutin?
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