Es fängt wieder an, dieses Weihnachten. Es ist ja schon lange kein punktuelles Ereignis mehr, sondern ein schleichender Prozess, der spätestens ab Oktober beginnt. Bis dahin schaffe ich es noch irgendwie, die Schokonikoläuse zu ignorieren, weil ich keine Schokolade esse, aber so ab jetzt, ab Ende November, kann ich nicht mehr. Nachtblind wie ich bin und unfähig, Kontraste zu verarbeiten, macht mich diese Beleuchtung wahnsinnig. Und weil es hier schon so ab kurz nachdem ich aufstehe, also geschätzt vier Uhr, Nacht wird, kann ich dem kaum entkommen. Selbst ich muss irgendwann das Haus verlassen und irgendetwas einkaufen. Es gibt nicht alles online. Beziehungsweise: Manchmal braucht man es einfach schneller, als der Hermesversand liefern kann, und dann muss man selbst.
Heute zum Beispiel, da heißt es, ich soll ins Fernsehen, am besten gleich noch nächste Woche, und bitte ziehen Sie nichts Buntes, Kariertes, Gestreiftes, Weißes oder sonst wie Geartetes an. Also Schwarzerpullischwarzerrock? Nein, Rock, Kleid, schwierig, Sie sitzen, wir machen öfter eine Totale, oder geht der Rock übers Knie, und zwar deutlich?
Selbstverständlich geht kein einziger bis übers Knie, stelle ich fest, es sei denn, ich entscheide mich für gehobene Abendgarderobe, das fände ich selbst für Bayern alpha übertrieben. Und da ich mich irgendwann dummerweise entschieden habe, nicht mehr ausschließlich Schwarz in meinem Schrank zuzulassen, wirkt das Durcheinander auf mich bunt, kariert, gestreift und weiß. Klar, wenn ich suchen würde, ich fände etwas, aber ich komme nicht dazu, darüber nachzudenken, ich sitze schon längst im Auto und parke irgendwo neben dem Ku’damm, völlig überzeugt, dass ich nichts dringender brauche, als eine schwarze Hose.
Ich stelle fest, erstaunt, dass diese Woche die beste Weihnachtseinkaufswoche ist. Der gesamte Ku’damm ertrinkt in Weihnachtsstimmung, aber es sind kaum Menschen unterwegs. Sie warten alle auf den ersten Advent, um dann zu zeigen, was sie in ihrer Nahkampfausbildung gelernt haben.
Diese Woche ist ruhig. Nur wenige betrunkene Schulklassen sind unterwegs. Mir begegnen gar keine Frauenkegelclubs. Und auch die reichen Ehefrauen, die sich zwischen Yves Saint Laurent und Valentino langweilen, sitzen noch zu Hause. Dies ist die Woche, in der alle noch ihren Kampfplan ausarbeiten. Diese Woche ist sicher.
Vor dem BMW-Ausstellungsraum stehen ein paar Männer, und sie haben alle diesen entrückten, entspannten Gesichtsausdruck. Sie wirken glücklich. Frauen sehe ich nicht in ihrer Nähe.
Die Boutiquen sind alle leer, und fünf Verkäufer bemühen sich um mich, ich darf so viel anprobieren und so lange damit im Laden herumgehen, wie ich will, sie bleiben freundlich.
Auf dem Rückweg stehen andere Männer vor BMW und lächeln entspannt die Autos an. Ich muss weder links noch rechts schauen, als ich über die Straße gehe, weil kaum Verkehr ist. Aus dem Strafzettel baue ich einen Papierflieger, werfe ihn in Richtung BMW und wünsche mir heimlich etwas.
Ich muss unbedingt alles in dieser Woche erledigen, solange die anderen noch zu Hause sitzen und Schlachtpläne entwerfen. Wenn sie nicht da sind, diese anderen, haben die Lichterketten wirklich etwas Beruhigendes.
Mittwoch, November 28, 2007
Weihnachtsleuchtendes
Eingestellt von Henrike um 1:10 AM
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9 Kommentare:
Fernsehen? BR Alpha? Welche Sendung? Wann kann man das sehen? Gibt es Publikum? Brauchst du einen johlenden Fan-Club, der skandiert: "HenRIke, HenRIke!"
pfffff, das wird erst nach der aufzeichnung verraten. wenn ich mich nach strich und faden blamiere, schweige ich mich darüber aus, versteht sich.
Andererseits kann es ja fast nur eine Sendung sein.
nö, es gibt auch andere sendungen...
*liest mit
ich hätte gerne kommentare zum thema weihnachtseinkäufe oder sowas, nicht br-alpha, das ist doch noch gar nicht relevant. heute zum beispiel war ich in potsdam und hab mir einen computer gekauft und dabei natürlich auf die empfehlungen des herrn j.a. gehört. *stolz*
Das mit den Weihnachtseinkäufen versuche ich zu verdrängen, die stehen mir noch bevor (*schauder*). Was ist es denn jetzt für ein Computer geworden? Und, wichtiger noch: Zufrieden?
Erstaunlicherweise bin ich dieses Jahr sehr früh dran mit den Geschenken für meine Mitmenschen. Das meiste hab ich schon, wobei es natürlich immer gewisse Personen gibt, bei denen man partout nicht weiss was schenken.
Noch gute Weihnachtseinkäufe und das ohne Stress
Cleo
vor-bild-lich! ich bin dafür, weihnachtseinkäufe schon im sommer zu erledigen und sich die anderen dann ab ende november die köpfe einschlagen zu lassen.
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