Freitag, August 27, 2010

Neuordnung

Haushaltshilfe Maria (hat ihre Lesebrille nicht dabei)
HH

HH: Äh, Moment, wollten Sie nicht gerade das Bad putzen?
M: Ja ja, das Bad!
HH: Mit Ceranfeldreiniger und Wollwaschmittel?
M (sieht sich die Flaschen genau an): Oh. Die standen falsch! (rennt in die Küche)
HH (rennt hinterher)
M (reißt den Schrank unter der Spüle auf): Hier und hier! Da standen immer Badreiniger und Essigreiniger! Und wo ist überhaupt Ata? (steckt den Kopf in den Schrank) Hier ist ja alles anders!
HH: Ja. Ich habe in Ihrer Abwesenheit die Reinigungsmittel sortiert. Thematisch. Nach Einsatzgebiet.
M: Das ist falsch!
HH: Nein, das ist jetzt übersichtlicher. Und sehen Sie? Wenn sie so ordentlich stehen, ist im Schrank viel mehr Platz. Das hätten wir schon früher machen müssen. Dann hätte ich nicht dauernd Essigreiniger nachgekauft, weil Sie die Flasche nicht gefunden haben und behauptet haben, ich hätte keinen mehr. (zeigt auf einen Jahresvorrat Essigreiniger)
M: Aber ... jetzt finde ich nichts mehr! (misstrauisch) Hat jemand geputzt, als ich im Urlaub war?
HH: Natürlich.
M (entsetzt): Wer!
HH: Ich.
M (misstrauisch): Oder haben Sie jemanden geholt?
HH: Ich habe geputzt, und ich habe den Schrank da sortiert. Ich habe auch mal ihre Putzlappen sortiert. Das war ja ein Durcheinander.
M: Die Putzlappen sortiert!
HH: Und ausgetauscht. Neue gekauft.
M: Die sehen ganz anders aus!
HH: Ja, anderer Hersteller. Aber im Prinzip dasselbe.
M: Aber ich habe immer die anderen! Und ich stelle die Flaschen immer gleich hin!
HH: Aber jetzt ist alles viel übersichtlicher.
M: Aber jetzt finde ich nichts mehr!
HH: Aber das hat jetzt System!
M: Aber ich versteh das System nicht!
HH: Aber es ist ganz einfach!
M: Aber ich hatte ein eigenes System!
HH: Aber das hier ist viel effizienter!
M: Aber ...
HH (lenkt ab): Sie dürfen mitnehmen, was doppelt ist. Okay? Dafür bleibt ab jetzt alles so sortiert, wie es ist.
M (denkt drüber nach): Mh.
HH: Ich habe fast alles doppelt und dreifach, weil Sie nichts mehr gefunden haben und dachten, es ist leer!
M: Auch Ata?
HH: Von mir aus auch Ata. Ich will sowieso nicht, dass Sie dauernd Ata nehmen.
M: Zu Hause nehm ich für alles Ata.
HH: Aber nicht hier, da waren wir uns doch einig.
M: Gut. Ich nehme Ata und alles andere mit. Wo ist eine Tüte?
HH: Aber dann bleibt alles, wie es jetzt ist?
M: Mal sehen.

Mittwoch, August 25, 2010

Reservierung

HH (will Essengehen)
Bedienung B (hat es sehr laut im Hintergrund)

HH: Guten Tag, ich würde gerne für heute Abend einen Tisch reservieren. Haben Sie noch was frei?
B (brüllt): Wir haben ab halb sieben geöffnet!
HH: Ach, kann ich gar nicht reservieren?
B (brüllt): Wollen Sie reservieren?
HH (brüllt jetzt auch): Ja! Zwei Personen!
B (brüllt): Drei?
HH (brüllt): Zwei. Eins, zwei. Ich und noch wer.
B (brüllt): Wann?
HH (brüllt): Halb neun! H a l b n e u n!
B (brüllt): Und wo?
HH (brüllt): Wie, wo?
B (brüllt): Vornehintenmitte?
HH (brüllt): Ich hätte gerne einen r u h i g e n Tisch!
B (brüllt): Was?
HH (brüllt): Einen r u h i g e n Tisch, wo man nicht so brüllen muss!
B (brüllt): An der Sushibar?
HH (brüllt): Einen T i s c h!
B (brüllt): Sie wollen Fisch essen?
HH (brüllt): Ja! Sushi! Aber am Tisch!
B (brüllt): Name?
HH (brüllt): Heiland.
B (brüllt): Buchstabieren?
HH (brüllt): Ha, e, i, el, a, en, de.
B (brüllt): Ha, a, i, n, a, n, i.
HH (brüllt): Nein, Heiland!
B (brüllt): Achso! Gut, Frau Meier. Dann drei Personen an der Sushibar um neun! (legt auf)

Dienstag, August 24, 2010

Pförtner

Am Telefon

HH (muss dringend wen sprechen, weiß aber irgendwann nicht mehr, wen)
Pförtner P (hat sehr viel Zeit)

HH (wählt)
P (nuschelt): Hmfgnmnpgdntag?
HH: Äh, bin ich da bei der Firma X?
P: Ja, genau. Da sind Sie ganz richtig. Ich bin der Pförtner.
HH: Super. Ich müsste den Herrn Y sprechen, könnten Sie mich bitte durchstellen?
P: Wen?
HH: Den Herrn Y. Der arbeitet bei Ihnen.
P: Ach. Den kenn ich gar nicht.
HH: Ich weiß, dass er bei Ihnen arbeitet.
P: Und wo?
HH: Na ja, irgendwo in dem Gebäude, in dem Sie sitzen?
P: Ich bin der Pförtner!
HH: Prima. Ja. Aber der Herr Y ... Haben Sie denn kein Telefonverzeichnis?
P: Da könnt ich mal nachschauen. Wie heißt der Herr?
HH: Y.
P: Hmmm ... Ah, da! (sagt einen ganz anderen Namen)
HH: Nein! Y!
P: Hmmm ... Y! Da hab ich ihn. Und Sie sind?
HH: Die Frau Heiland.
P: Frau Heiland. Ich stell Sie mal durch.
HH: Ja, danke, tschüß.
P: Tschühüß Frau Heiland!
HH: Jaja danke.
(Dingeldingeldingel)
P: Hallo Frau Heiland?
HH: Herr Y?
P: Nein, ich bin's, der Pförtner!
HH: Der Herr Y ist also nicht da?
P: Nein, Frau Heiland.
HH: Dann ... probieren Sie's mal bei seinen Kollegen? Irgendwer muss ihn ja vertreten.
P: Wer soll ihn denn vertreten?
HH: Das weiß doch ich nicht. Sie arbeiten doch da.
P: Ich bin der Pförtner!
HH: Also, der Abteilungsleiter heißt Z.
P: Kenn ich nicht.
HH: Das ist die Redaktion Kultur.
P: Kultur! Ja, das hab ich schon mal gehört.
HH: Stellen Sie mich durch?
P: Kultur, Frau Heiland, das kann ich machen.
HH: Prima. Danke.
P: Also dann, Frau Heiland. Kultur, ja?
HH: Jaha. Vielen Dank.
P: Tschüß, Frau Heiland!
HH: Tschüß!
(Dingeldingeldingel)
P: Frau Heiland?
HH (legt auf)

Montag, August 16, 2010

Hell-go-land

Nachzuhören hier. Und, liebe Helgoland-Fans, immer dran denken: Erzählperspektive ist NICHT identisch mit der Autorenmeinung, gell?

Samstag, August 14, 2010

Mordsvergnügen


Eine wunderbare Sammlung krimineller Kurzgeschichten, Hg. Thomas Wörtche, von selbigem auch ein Editorial, hier. Die Zeitschrift findet man leider nicht wirklich gut im Buchhandel, ich jedenfalls bin nicht fündig geworden. Dafür aber recht bequem im Zeitschriftenhandel. Am Bahnhof und so.

Freitag, August 13, 2010

Fachpersonal, neu

Klamottenladen

HH
Verkäuferin V

HH (schaut so rum)
V (folgt ihr auf Schritt und Tritt)
HH (schaut nervös über die Schulter)
V (lächelt offensiv)
HH (geht weiter)
V (folgt)
HH (seufzt): Ich schau nur, ob ...
V: Kann ich Ihnen helfen?
HH: Nein, ich glaub, Sie haben's nicht hier. Ich hab im Internet so einen Pullover gesehen und dachte, den schau ich mir bei Ihnen mal in echt an ... Aber Sie haben ihn nicht.
V: Wie sah der denn aus?
HH (beschreibt)
V (hört sehr aufmerksam zu, runzelt die Stirn): Nein, den haben wir nicht.
HH: Genau. Dann bestell ich ihn mir einfach im Internet.
V: Also der wäre mir aufgefallen. Ganz sicher.
HH: Ich kann ja dann einfach online ...
V: Wissen Sie, wir haben ja nicht alles, was in unserem Internetshop ist.
HH: Ja, ist nicht schlimm, ich bestell ihn mir einfach im In...
V: Manche Sachen gibt es nur online, die kommen gar nicht in die Läden.
HH: Macht nichts. Ich bestell ...
V: Aber wir können mal im aktuellen Katalog nachsehen, ob er da drin ist.
HH: Nein, ich kann doch ...
V: Hier. Sehen Sie ihn hier irgendwo?
HH: Nein, aber das macht nichts, ich bestell ihn einfach ...
V: Und dann haben wir noch diesen Katalog, aber der ist nur für uns, damit wir die Sachen bestellen.
HH: Nein wirklich, Sie müssen da jetzt nicht ... Ich kann ihn mir doch im Internet ...
V: Dann wollen wir mal sehen ... Hm ... (blättert) Nein, das ist was anderes ... Was ist mit dem hier?
HH: Äh ...
V: Ich weiß, das sind nur die Schnittmuster, man erkennt nicht so viel. (blättert)
HH: Ich kann ihn mir wirklich im Internet bestellen.
V: Also, ich fürchte, ich kann Ihnen gar nicht helfen.
HH (erschöpft): Völlig in Ordnung!
V: Ich müsste Sie bitten, sich den Pullover im Internet zu bestellen, wenn das für Sie okay ist.
HH: Ja, ach, das ist doch eine gute Idee. Das mit dem Internet.
V (strahlt): Na, schön, dass ich Ihnen wenigstens ein bisschen weiterhelfen konnte!

Donnerstag, August 05, 2010

Erleuchtung

Im Zug zwischen Troisdorf und Köln-Deutz.

Frau A (Mitte 50)
Frau B (auch so)

A: Nee, nit in Uurlaub, isch dacht eher annen Usszick.
B: Ach, und wie sitt dat uss?
A: Isch jonn innet Kloster. Hann isch jätt im Färnseh´ dröver jesinn.
B: Innet Kluuster, zo dä Mönsche?
A: Weeß nit, wievill do sinn. Ävver die hann do ne Meester.
B: Wie? Inn Asien?
A: Nä, in dä Schwizz.
B: Ach? Und die hann do Boddhiste?
A: Dä Meester kütt extra und mach dat mit uss. Also, do muss dir dat esu fürstelle: mer haale en Woch lang dä Schnüss.
B: Enn Woch lang ohne lamentier? Dat künnt isch nit.
A: Doch, dat jeht. Do wääs do janz up disch zoröckjeworfe.
B: Nee, wat soll isch denn do!
A: Da liehrste disch richtisch kenne!
B (winkt ab): Isch fahr doch nit in dä Schwizz und saach nüüs. Dä müsst isch am Eng noch enn Woch im Schneidersitz rümmsitze und meditiere. Dat deht doch wih!
A: Dat is mit Loofe. Drissisch Minote loofe, dann widder sitze. In Japan loofe se vezich Minote, ävver in Europa drissisch.
B: Und dann wedder sitze und dä Schnüss haale?
A: Meditiere. Da denkstde övver ding Uppjawe noch, die dir dä Meester jibt.
B: Wie? Räschenuppjawe?
A: Nee, su Uppjawe, die musste intell .. inter .. Emm Kopp löse. Ävver die kannste nit löse, weil, die jibt kinne Sinn. Di es Quatsch. Kokolores.
B: Und warümm krisste die?
A: Na, du denkst esu noch, und dann jehste irjendwann zum Meester, und dä sacht dir dann, ob de erleuschtet bess.
B: Ach, und dat ess dann dä letzte Stuuf?
A: Nee, wieso?
B: Isch dacht, Erleuschtung es dä letzte Stuuf, und dann kütt nüüs mie.
A: Nee, erleuschtet sinn jeht emmer. Dat jiddet einmol, zweimol oder dreimol. Und dann jeht et widder weg. Das es esu kurz, dat bliev nit.
B: Ahsu, isch dacht, et wör für emmer.
A: Nee, nur kurz.
B: Ävver es dat nit dat Ziel, am Eng erleuschtet zu sinn?
A: Ziel es nit so wischtisch. Et jeht nur öm dä Wääsch. Hauptsach dä Wääsch stimmp, do es dat Ziel janz ejal.
B: Schön, jetz simma in Düx. He moss isch eruss. Is dat jetz dä Wääsch oder dat Ziel?
A: Dat weeß isch jetz uch nit.

(Dialektal übertragen von Andreas Izquierdo)


A: Nee, nicht Urlaub, ich dachte eher an so eine Auszeit.
B: Ach. Und wie soll das aussehen?
A: Ich geh ins Kloster. Aber buddhistisch. Hab ich im Fernsehen was drüber gesehen.
B: Ins Kloster zu den Mönchen?
A: Weiß ich nicht, wie viele Mönche da sind. Auf jeden Fall ist da der Meister.
B: Und das ist in Asien?
A: Nee, in der Schweiz.
B: Ach! Da gibt es Buddhisten?
A: Der Meister kommt extra und macht das mit uns. Also das musst du dir so vorstellen. Wir schweigen eine Woche lang.
B: Eine Woche schweigen? Das könnt ich nicht.
A: Doch. Da wirst du ganz auf dich selbst zurückgeworfen.
B: Nee, was will ich denn da!
A: Da lernst du dich ganz richtig kennen.
B (winkt ab): Ich fahr doch nicht in die Schweiz und schweig eine Woche. Da muss man dann am Ende wohl auch noch den ganzen Tag im Schneidersitz rumsitzen und meditieren. Das tut doch weh.
A: Das ist mit Laufen. Dreißig Minuten laufen, und dann wieder sitzen. In Japan laufen sie vierzig Minuten, aber in Europa immer dreißig.
B: Und dann wieder sitzen und schweigen?
A: Meditieren. Da denkt man über eine Aufgabe nach, die gibt einem der Meister.
B: Wie ne Rechenaufgabe?
A: Nee, so ne Aufgabe, die muss man intell… inter… im Kopf lösen. Aber die kann man nicht lösen, weil, die ergibt keinen Sinn. Die ist Quatsch. So Nonsens.
B: Und warum kriegt man die?
A: Na ja man denkt da drüber nach, und dann geht man irgendwann zum Meister, und der sagt einem dann, ob man erleuchtet ist.
B: Ach und das ist die letzte Stufe?
A: Nee, wieso?
B: Ich dachte, Erleuchtung ist die letzte Stufe, und dann kommt danach nix mehr?
A: Nee. Erleuchtet sein kannste immer. Das kannste einmal im Leben, oder zweimal, oder dreimal. Und dann geht das wieder weg. Das ist mal so kurz, das bleibt ja nicht.
B: Ach so. Ich dachte, das wäre dann für immer.
A: Nee. Nur kurz.
B: Aber ist das denn nicht das Ziel, am Ende erleuchtet zu sein?
A: Ziel ist nicht so wichtig. Es geht nur um den Weg. Hauptsache, der Weg stimmt, da ist das Ziel ganz egal.
B: Jo, jetzt sind wir aber schon in Deutz. Da muss ich raus. Ist das jetzt Ziel oder Weg?
A: Das weiß ich jetzt auch nicht.

Dienstag, August 03, 2010

Fachpersonal

Douglas.

HH
Verkäuferin V

HH (steht vor den Chanel-Sachen und will schon nach dem Gesuchten greifen, als ...)
V: Kann ich Ihnen was helfen?
HH: Nagellack. Dunkellila.
V: Tja, also, den gibt es hier nicht. Da müssten wir mal ...
HH: Doch, den gibt es. Er heißt "Vendetta".
V (schweigt)
HH: Ich weiß es.
V: Dann haben wir den gerade nicht da.
HH (nimmt das Fläschchen): Den will ich.
V: Der ist aber fast schwarz.
HH: Dunkellila.
V (pikiert): Wenn Sie meinen ... Sie brauchen aber noch einen Unterlack.
HH: Ja gut. (will danach greifen)
V (schiebt HH zu einem anderen Ständer): Da müssen wir ja nicht den Teuren nehmen. Hier von dieser Firma gibt es auch ... Moment ... Hier nicht ...
HH (nimmt den Unterlack aus dem Regal): Der hier?
V: Nein, das ist eher einer zum Pflegen, den nimmt man nicht als Unterlack.
HH (liest): Als Unterlack zu verwenden.
V: Ah. Na gut. Wenn Sie meinen.
HH: Es steht doch drauf.
V (pikiert): Ich sag ja gar nichts.
HH: Wenn es doch draufsteht?
V (sehr pikiert): Ich bringe mal alles zur Kasse. Sie haben ja jetzt alles?