Donnerstag, August 09, 2007

Am Ende der Welt

Den netten Gasthof in Kamminke, in dem Erik in „Blutsünde“ zweimal in unterschiedlicher Mission landet, gibt es wirklich. Er heißt „Haffblick“, und die beiden Brüder, die ihn leiten, lassen sich eine Menge einfallen. Malen Bilder, machen eigene Postkarten, solche Sachen. Haben ihren ganz eigenen Stil. Haben deshalb auch ihre ganz eigenen, selbst entworfenen Papierservietten.
„Äh, Sie wissen schon, was da auf Ihren Servietten steht?“, frage ich.
„Ja, wieso?“
„Da steht: Kamminke. Hier geht die Sonne unter.“
„Ja! Toll, was?“
„Aber: Hier geht die Sonne UNTER!“
„Klar! Haben Sie schon mal den Sonnenuntergang gesehen?“
„Schon, nur…“
„Sonnenaufgang kann ja jeder.“
„Oh, OK…“
Darauf gibt es keine Antwort. Da kann man fünf Jahre Literaturstudium und Seminararbeiten zur Sonnensymbolik bei Goethe und sonst wem einfach nur ins Stettiner Haff treten.
„Komm ich auch mal vor in Ihrem Buch?“, fragt der Wirt.
„Als was hätten Sie’s denn gern?“
„Hm. Bösewicht!“ Er strahlt. „Ja, ich wär gerne ein Bösewicht!“ Freut sich, sieht gar nicht nach Bösewicht aus und geht pfeifend zu seinem Computer. Es gibt nämlich Internet in Kamminke, nur nicht für mich. Als ich ihn nach Internet frage, sagt er mir, ich könnte es mit meinem Handy versuchen, oben auf dem Berg. Der Berg ist ein Moränenhügel und geht einem - in bayerischen Dimensionen gedacht - gerade mal bis zur Hüfte.
Das Kamminker Internet funktioniert noch mit Modem, ISDN hat es nicht bis hierhin geschafft, und DSL sowieso nicht. Auf ganz Usedom gibt es nur ein einziges Internetcafé, in Heringsdorf, und selbst das hat kein DSL, weshalb man schon mal drei Stunden buchen muss, um überhaupt mehr als eine Seite laden zu können. Ich entscheide mich an diesem Tag gegen Internet, mal wieder, wie die meisten Tage auf Usedom, und schaue wieder auf meinen Teller.
Der Wirt ist wieder da und zeigt mir seine Postkarten, auf denen manchmal die Sonne untergeht.
Ich denke: Der Fisch ist gut. Wirklich gut.

PS: Hat Erik in diesem Gasthof Sex? Ha!

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