Wie ist das jetzt eigentlich: Ist Jens Lindner ein Vertreter der neuen Generation, so von wegen Mash-up und Remix, achja, und Intertextualität? Wird er auch für einen Buchpreis nominiert werden, und wird man ihm ebenfalls Talent bescheinigen? Oder hat er nur schnöde abgeschrieben, weil er von sich aus nicht weiterkam, im eigenen Stil unsicher war und nicht richtig plotten konnte? Oderwieoderwas? Und wenn er, der auf seiner Homepage schon mit Zitaten um sich wirft wie kaum einer, ein talentloser Dieb ist, warum dann nicht Hegemann? Aber mal anders gesehen: Dass eine 17jährige noch auf der Suche nach ihrem eigenen Stil abschreibt, dass sie Fremderfahrungen hernimmt, weil die eigenen nun mal fehlen - das kann man sich ja fast schon denken. Sie sucht halt noch. Sie hat trotzdem Mist gebaut. Und viel Geld damit verdient. Und ihr Vater, der ja nur mit fremden Texten arbeitet, um sie irgendwie in einen neuen Kontext zu setzen, wird ihr auch nicht gerade eine Strafpredigt halten. Oder doch, wer weiß das schon.
Jedenfalls, abgeschrieben haben sie beide, ohne die Quelle zu nennen. (Etwas zu widmen, ist keine Quellenangabe, Frau Hegemann.) Das Urheberrecht zum Teufel gejagt und deutlich gemacht, dass es ihnen nichts wert ist, haben sie auch beide. Hegemann streitet dabei sogar noch die Existenz von Originalität ab. Na ja, sie ist ja noch klein, und manche Sätze, die sie sagt, hören sich an, als hätte sie jemand anders gesagt, das ist oft so mit 17, da sucht man halt noch und findet sich toll, wenn man solche Sätze sagt. Die Kontexte lernt sie vielleicht noch, und die eigene Meinung kommt hoffentlich auch eines Tages. Wenn sie wirklich begabt ist, kann sie ja dann noch mal ein Buch schreiben. Und Herr Lindner? Sollte mal seine Homepage überdenken. Und seinen Buchvertrag. Im Grunde sollte man ihm dankbar sein, denn scheinbar kommt es doch alles irgendwann ans Licht. Gut für die, die noch selbst schreiben, weil sie das ernst nehmen mit dem Urheberrecht und dem Plotten und dem Stilfinden.
Freitag, Februar 12, 2010
Schreibübungen
Eingestellt von Henrike um 11:24 AM
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16 Kommentare:
Unten auf der Webseite steht bei ihm aber ganz klar "Alle Texte unterliegen dem Copyright."
das heißt, er weiß, was copyright ist, aber es interessiert ihn nicht.
Mittlerweile gibt es von ihm eine Stellungnahme:
http://www.buchmarkt.de/content/41462-jens-lindner-zu-seinem-plagiat.htm
das heißt, er lässt das jetzt mit dem schreiben?
Tja. Das ist ernüchternd.
Das mit dem Copyright ist so eine zweischneidige Sache. Einerseits ist es sicherlich notwendig, um Autoren Einkünfte zu sichern. Andererseits wird von Verlagen (insbesondere Schulbuchverlagen) und der Musikindustrie seit Jahren eine Politik völlig an den Interessen der Verbraucher vorbei betrieben. Und damit auch völlig an der Realität vorbei. Das ist in etwa so, wie wenn ich als angehender Lehrer Unterricht völlig vorbei an den Schülern mache: irgendwann gehen sie mir über Tische und Bänke. Kümmern sich einen Scheiß mehr um Regeln und Gebote. Der von disziplinarischen Problemen geplagte Lehrer bekommt dann gesagt, er sei schuld (im wesentlichen zumindest). Die Buch- und Musikindustrie dagegen sind immer noch penetrant am einseitgen Verteilen der Schuld auf den Verbraucher...
whoever, waren wir uns nicht über etwas einig?
Jedenfalls ist seine Entschuldigung bei weitem nicht so provozierend wie die Hegemanns. Er gibt es zu, bekennt sich schuldig und wurde von Piper offensichtlich vom Markt genommen. Das hätte man sich von Ullstein/Hegemann auch gewünscht.
ja das stimmt. aber das hat u.a. damit zu tun, dass das eine buch schon vorher wenig erfolg und aufmerksamkeit hatte, das andere eine gelddruckmaschine war. bei hegemann versuchen die feuilletonisten, sich rauszureden, und sie selbst kann sich zurücklehnen und sagen, hey, der erfolg gibt mir doch recht. lindner hat keinen interessiert. und weil da kein geld zu verdienen ist, geht es glatt über die bühne, wie es sein soll.
was mich ja sehr ärgert, ist die offensichtliche tatsache, dass in der "echten" literatur andere maßstäbe herrschen dürfen als im genre. natürlich ist der genreautor ein ideenloser abschreiber, natürlich ist in der heiliggesprochenen hochliteratur die autorin eine meisterin der intertextualität in guter tradition.
Verzeihung, aber wenn ich das richtig weiß, dann heißt ein Hinweis aufs Copyright nur, dass er tatsächlich keine Ahnung hat, denn in Deutschland gibt es gar kein Copyright. Wir haben hier ein Urheberrecht. Fragt mich nicht nach Details, aber ich glaube, das ist was anderes.
Und, whoever, was Sie meinen, ist das Verwertungsrecht, das ist nochmal was anderes.
okay, ja, unterschied: http://de.wikipedia.org/wiki/Copyright
wir reden also vom urheberrecht und davon, dass man nichts von anderen zu verwenden hat, ohne diese a. um erlaubnis zu bitten und b. dies kenntlich zu machen.
so, wie ich das verstanden habe, verstößt lindner also gegen das urheberrecht von evanovich und übersetzer/in, sowie gegen das copyright von evanovich und goldmann.
Höre ich da einen kleinen Minderwertigkeitskomplex der Genreautorin heraus.
Das unangenehme an der ganzen Thematik ist das in diesen Zeiten des "Saugens aus dem Netz" und der "Tauschbörsen" das Unrechtsbewusstesein auf der Strecke bleibt. Hinzu kommt, dass zusätzlich die Verkaufszahlen trotz (oder gerade wegen) schlechter Presse steigen und dann man zwar Gewissen zeigen kann, aber das Geld nicht zurückgeben wird.
Man wird ja auch charmant durch die Talkshows geleitet. Und wolltenm wir alle nicht schon mal zu Harald Schmidt.
das Gute an den ganzen Plagiaten ist vielleicht, dass die Leute aufhören mit der Forderung, man solle die Wirklichkeit plagiieren. Wie dem auch, ich kenne beide Bücher nicht, aber die These, eKultur würde anders behandelt als uKultur leuchtet mir nicht ein. Der KrimiAutor hat doch einfach ein Buch umschreibend abgeschrieben, während sich im anderen Fall jemand da und dort bediente – bei vielen Quellen–, zumindest selbst montierte und auch was selbst gemacht hat. Auch ich lese die sogenannte Literaturkritik angeschnallt, aber so unüberlegt wie gern behauptet, finde ich sie nicht.
Danke jedenfalls über die Info zu dem Fall, der mir sonst entgangen wäre.
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