Dienstag, Juni 29, 2010

Deko, Teil 2

HH
Frau Heiland sen. S (65)

S (hält die Tasche hoch): IST die entzückend!
HH: Ja. Die wollte ich der Kleinen schenken.
S (enttäuscht): Oooch.
HH: Die ist für Mädchen in dem Alter.
S (macht riesige Augen)
HH: ... damit laufen sie rum, wenn sie so 10, 12 sind ...
S (drückt die Tasche an sich): Sie ist sooo niedlich ...
HH: Ja. Für die Kleine.
S (schwenkt sie rum): Ich könnte sie nehmen, wenn ich mit meinen Freundinnen ins Café gehe ...
HH: Aber ...
S: Wir machen das so. Wenn die Kleine sie nicht will, nehm ich sie und geb ihr das Geld.
HH: Aber ...
S (räumt ihre Sachen in die Handtasche): Bestimmt will sie sie nicht. Die ist doch eher was für mich, ich meine ... Wir müssen sie da gar nicht erst fragen. Ich geb ihr das Geld, und dann gehst du mit ihr was anderes kaufen. Bücher oder so.
HH: Aber ...
S (im Rausgehen): SO eine schöne Tasche!

Taxifahren

HH
Taxifahrer T

HH (steigt ein)
T: Wohin?
HH: Hauptbahnhof.
T (dreht das Radio brüllend laut auf)
HH (hört genervt Lokalnachrichten)
T (brüllt über die Nachrichten): Haben Sie gehört?
HH (murrt): Wäre schwer, es nicht zu hören.
T: Küchenkartell!
HH: Ja. Küchenkartell. Sowas.
T: Das ist nicht das einzige. Überall haben sie das hier in Deutschland. Auch bei den Tankstellen. Die sprechen sich alle ab.
HH: Jo.
T (macht das Radio leiser): Mir glaubt ja keiner. Aber die sprechen sich alle ab.
HH: Jaha. Ich glaub's Ihnen.
T: Das ist eine einzige Verschwörung.
HH: Hoffentlich ist das irgendwann mal mit den Benzinmotoren durch, und denen fällt was anderes ein.
T (macht das Radio aus, empört): Was?!
HH: Äh, eine Alternative zu fossilen Brennstoffen?
T (brüllt): Fossile Brennstoffe, ja?
HH (rutscht im Sitz runter): ... ja?
T: Fossile! Brennstoffe! Sind Sie auch eine von diesen Ökoschlampen?
HH: Bitte?!
T: Sie sind mit dem Umweltschutzquatsch infiziert! So ein Schwachsinn! Das ist doch alles Propaganda! Alles Propaganda! Oder haben Sie die Tests persönlich durchgeführt? Wissen Sie ganz sicher, dass fossile Brennstoffe ungesund sind? Also ich weiß es nicht! Ich hab noch nichts davon gemerkt, dass die ungesund sind. Aber die Presse, ja? Diese scheiß Presse! Redet uns das ein! Und Sie sind so blöd und glauben das! Sie haben doch keine Ahnung! Gehen Sie morgens ins Labor und untersuchen das? Persönlich?
HH: Also es ist ja wohl ...
T: Alles Quatsch! Presse! Propaganda! Die wollen uns was einreden. Das ist Gehirnwäsche. Die wollen, dass wir das glauben. Aber Benzin ist nicht schlimm. Benzin tut keinem was. Ich kenn keinen, der vom Arzt gekommen wäre und gesagt bekommen hätte: Sie haben eine Benzinkrankheit! Sehen Sie? Propaganda! Die wollen uns kleinkriegen! Aber mich nicht. Wenn Sie so blöd sind, den Schwachsinn zu glauben, sind Sie selbst dran schuld.
HH: Umweltschutz ist Ihrer Meinung nach also ...
T: Dieser ganze Bioscheiß! Das ist so ein Scheiß! Ich mach da nicht mit! Und Sie sind echt dumm, wenn Sie denen glauben. Die wollen nur, dass wir da mitmachen. Gehirnwäsche! Propaganda!
HH: Kartellbildung haben Sie vergessen.
T: Nein. Das ist wahr. Das stimmt. Die stecken alle unter einer Decke und sprechen sich ab.
HH (schweigt)
T (macht das Radio wieder an und dreht die Lautstärke auf)
HH: Lassen Sie mich hier raus, ich kann den Rest laufen.
T: Aber das sind nur noch ...
HH: Danke. Rauslassen.
T: Ha! Sie sind auch eine von denen. Bio und Umweltschutz und sowas.
HH: Richtig. Und deshalb würde ich jetzt dann doch lieber laufen.
T: Hey, bekomm ich kein Trinkgeld?
HH: Bekommt das Umweltschutzkartell. (steigt schnell aus)
T: Sie sind auch eine von denen! Sie wollen nur das Benzin für sich alleine!

Freitag, Juni 18, 2010

Deko

Ladenbesitzer L
HH

HH: Sagen Sie, Sie haben da so eine entzückende Mädchenhandtasche im Schaufenster ...
L (macht große Augen): Ich?
HH: Äh, ja. Handtasche? Etwa so groß? Im Schaufenster? (deutet nach draußen)
L (rennt panisch auf die Straße und inspiziert das Schaufenster): Tatsächlich.
HH (folgt ihm): Genau. Die hätte ich gerne für meine Nichte.
L (seufzt): Die da?
HH: Wieso? Ist die nicht gut?
L (zuckt die Schultern): Ach, bestimmt ... So für Mädchen eben ...
HH: Meine Nichte könnte in die Zielgruppe passen.
L: Also die soll's sein?
HH: Ist das ein Problem? Haben Sie keine mehr?
L: Doch, doch, Sie sehen doch, da ist sie doch.
HH: Ja, eben ...
L (rührt sich nicht vom Fleck)
HH: Äh ...
L: Und die soll es ganz sicher sein?
HH: Schon ... Sagen Sie, irgendwas stimmt doch nicht.
L (Riesenseufzer): Ich geh schon. (geht rein und steht unschlüssig vor der Schaufensterdeko)
HH: Was ist denn los?
L (starrt vor sich hin): Na ja, die Tasche ist im Schaufenster.
HH: Und Sie verkaufen die Sachen, die im Schaufenster stehen, nicht?
L: Doch, doch, nur ... Das ist die einzige Tasche.
HH: Äh, und?
L: Im Schaufenster. Das ist die einzige Tasche.
HH: Prima, dann sind Sie sie los!
L (tonnenschwere Last auf den Schultern): Freitag wird dekoriert.
HH: Ach so, und Sie wollen kein leeres Schaufenster haben?
L (zuckt die Schultern)
HH: Soll ich bis Freitag warten?
L (erleichtert): Also wenn das ginge ...
HH: Jo ...
L: Sonst muss ich mich da ... Das ist so kompliziert ... Und so eng ... (seufzt)
HH: Aha.
L: Ich fasse nie irgendwas an, was mit der Deko zu tun hat.
HH: Soso.
L: Ich kann sie Ihnen aber reservieren!
HH: Na gut.
L (lebt sichtlich auf): Freitag dann, ja?
HH (misstrauisch): Okay. Sie rufen an?
L (flötet): Klar doch!

Donnerstag, Juni 17, 2010

Vorwärtsseitwärts

Omi (fährt riesigen Kombi, quetscht sich vorwärts seitwärts in winzige Parklücke)
HH (zu Fuß; rechnet mit dem Schlimmsten)
O (rummst in den Golf vor ihr)
HH (bleibt stehen und begutachtet den Golf)
O: Da kann ich nichts für! Wie der da schon steht!
HH: Sie kommen von der falschen Seite. Sie müssen rückwärts in sowas.
O: Ich kann nicht rückwärts! (haut den Rückwärtsgang rein und knallt gegen den Laternenpfosten hinter ihr)
HH: Okayokayokay, ich seh schon. Aber das ist echt keine Parklücke für vorwärts.
O (haut den Vorwärtsgang ein und knallt gegen den Golf): Und was soll ich jetzt machen?
HH: Entweder ich winke Sie rein, aber dann dürfen Sie nur gaaaanz vorsichtig Gas geben, nicht so dolle wie jetzt, und wenn ich Stop brülle, müssen Sie sofort runter vom Gas.
O (lässt das Gas im Leerlauf aufjaulen): Ich kann nicht auf Einwinken!
HH: Oder Sie suchen sich einen anderen Parkplatz. Da neben in der Seitenstraße zum Beispiel ist noch richtig viel frei. Da können Sie sogar vorwärts seitwärts rein.
O (würgt die Kiste ab): Ich muss aber hier in das Haus.
HH: Wenn Sie da neben parken, sind das nur 20 Meter mehr.
O (steigt aus dem schief stehenden Auto): Ich hab da jetzt einen Termin.
HH: Sie können das Auto nicht so stehen lassen!
O (hält HH die Schlüssel hin): Machen Sie doch mal!
HH: No way! Damit ich die Anzeige krieg, weil Sie den Golf geschrottet haben!
O (klemmt sich das Handtäschchen unter den Arm): Den Versuch war's wert! (eilt weg)
HH (bekommt den Mund nicht mehr zu)

Samstag, Juni 12, 2010

Post

Postbeamtin A
Postbeamtin B
Monsieur Leblanc

A: Ach, der Herr Leblanc. (sagt: Läblank)
L: 'allo, isch wollte ...
A: Sie haben ja echt beschissen gespielt gestern.
L: Wie?
A: Fußball. Total beschissen.
L: Wer, isch?
A: Na ja, Ihre Mannschaft. Sagen Sie denen mal, das nächste Mal sollen sie sich zusammenreißen. Das war ja nicht zum Zuschauen.
L: Öh, isch schau kein Fußball ...
A: Zum Heulen! Ganz ganz schlimm.
B (mischt sich ein): Und ein Gemetzel, sowas unmotiviertes ...
A (fachsimpelt): Das fand ich richtig, dass der Rot gegeben hat. (zu Leblanc) Wie fanden Sie das?
L: Öh, rot? Was 'at gegeben?
B: Der Schiedsrichter! Rot!
L (schwitzt)
A: Ganz ganz schlimm, ehrlich. Absolut verdient. Aber hat den Franzosen auch nichts gebracht.
L (schwitzt)
B: Da müssen Sie wirklich mal was sagen.
L: Isch? Aber wem?
B: Ihren Landsleuten. Die Fußball spielen. Besonders der Ribéry, so eine miese Vorstellung, ehrlich.
L: Öh, wer ist Ribéry? Jemand aus Blankenese?
A und B: Der Fußballer!
L (zuckt hilflos die Schultern)
B (zu A): Männer. Das war doch mal anders.
A (zu B): Unglaublich. Jetzt müssen wir das auch noch für die machen.

Väter

Im Rewe an der Kasse.
Für zehn Euro Einkaufswert gibt es Sammelbildchen. Fußballsammelbildchen.

Vater V
Tochter T (ca. 9)
Kassiererin K
HH

K: 47,98 wärn das dann bitte.
V: Mist! Äh, ich meine, also, ich hab noch was vergessen. (wirft wahllos Süßigkeiten aufs Band) Reicht das? Sind wir jetzt über fünfzig?
K: Äh, das muss ich aber jetzt neu ...
V (bettelt): Bekomm ich trotzdem Sammelbildchen für einen fünfzig Euro-Einkauf? (zeigt auf seine Tochter) Die Kleine würde sich sooo freuen.
T: Papa! Lüg doch nicht so!
V: Pscht!
T: Ich sammel gar keine!
V (zur Kassiererin, leise): Es ist ihr ein bisschen peinlich. (rempelt seine Tochter an) Na los, sag schon Danke!
T (rempelt zurück): Du sagst doch immer, man soll nicht lügen! (stampft auf)
V (knallrot): Äh, ja. Die Pubertät.
T (schreit): Das hat noch ein paar Jahre Zeit, sagt die Mama!
K (kichert): Hier, ich geb Ihnen für fünfzig Euro.
HH: Ich hab für ... (überschlägt) ... mindestens zwanzig. Geben Sie ihm meine auch noch.
V (feuchte Augen): Ach, das ist aber nett! (zur Tochter) Sag der Frau mal Danke!
T: Die sind n i c h t für mich!
V: Äh ja. Danke. Also ...
HH: Beeilen Sie sich. Das Spiel geht gleich los.

Sonntag, Juni 06, 2010

Party

HH
Gast G


G: Krimis. Aha.
HH: Jo.
G: Ich bin Finanzprüfer.
HH: Finanzprüfer. Aha.
G: Jo.
HH (fällt keine Frage zum Thema ein)
G (überlegt auch sehr lange, dann): Ich mag keine deutschen Krimis.
HH (seufzt)
G: Naja.
HH: Tja.
G: Hm.
HH: Muss man ja auch nicht.
G: Gibt es eigentlich viele deutsche Krimiautoren?
HH: Hunderte.
G: Echt!
HH: Schon.
G: Vielleicht les ich mal einen ...
HH: Der reißt es dann bestimmt für immer raus.
G: ... oder zwei ...
HH (langweilt sich)
G (langweilt sich auch)
HH: Ich such mal das Klo.
G (erleichtert): Ja. Ich geh dann mal woanders hin.