Samstag, Juni 16, 2007

Girl Wanted (Irland wieder)

Internetdating ist total überbewertet und im Grunde auch überflüssig. Die sinnlos vorm Bildschirm vergeudeten durchchatteten Nächte, die Illusionen vom Traumpartner, der sich unweigerlich als Vollniete entpuppt, die teils horrenden Anmeldegebühren, all das könnten sich viele Menschen sparen, wüssten sie von den lustigen, einmal im Jahr stattfindenden Matchmaking-Partys in Irland. Nicht überall in Irland, auch nicht einfach nur irgendwo in Irland, sondern in Lisdoonvarna.
Das liegt im County Clare, also mehr so mittig nahe der Westküste, irgendwie zwischen Galway und Limmerick, inmitten des Burren. Der Burren ist eine wunderschöne, sehr steinige Karstlandschaft, ganz prima, wenn man die Nase voll hat von den vielen sanften grünen Hügelchen. Lisdoonvarna hat im Normalfall gut neunhundert Einwohner, eine radioaktive Heilquelle (die einzige in Irland) und fällt in elf von zwölf Monaten gar nicht besonders auf.
Im September allerdings hat vor einigen Jahrzehnten schon der Heiratsmarkt den früher üblichen Viehmarkt abgelöst. Ursprünglich lag die Absicht darin, auch die Söhne, die nicht den Hof erben würden, unter die Haube zu bekommen. Oder die Töchter, denen man keine große Mitgift geben konnte, loszuwerden. Also ganz praktische Überlegungen. Wie halt beim Viehmarkt. Man könnte sagen, eine streng logische Konsequenz.
Mittlerweile ist diese fröhliche Singleparty nicht nur europaweit, sondern auf der ganzen Welt bekannt. Deshalb fallen bis zu fünfzehntausend partnersuchende Singles von überall her ein, saufen sich einen an, füllen irgendwelche "Ich suche…"-Zettelchen aus und quatschen an, wer ihnen gerade vor die Füße stolpert.
Ich hab’s immer gesagt, das mit dem Internetdating, das ist ein Unfug. Man kann das Geld doch viel besser anlegen und in eine Irlandreise investieren. Außerdem ist dieses Matchmaking viel zeitsparender, weil man so direkt an Ort und Stelle die Ware überprüfen kann. Aber auf mich hört ja keiner.
Die Iren hingegen, die wissen einfach, wie man sowas macht. Die sind einfach viel pragmatischer.

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