Samstag, Juni 27, 2009

Stuart MacBride

Da muss ich es nicht schon wieder sagen, jedenfalls nicht in Länge, sondern nur kurz: Lest Stuart MacBride.
Thomas Wörtche nimmt ihn sich hier nämlich in lang vor.

Freitag, Juni 26, 2009

Zugereist

An der Fleischtheke.

Fleischfachverkäuferin F
HH

HH: ... und dann noch da von den Wienern zwei Stück.
F: Sagen Sie, was ich Sie schon immer mal fragen wollte ...
HH (misstrauisch): Ja?
F: Ich kenn Sie ja nun so ein bisschen vom Sehen, Sie kaufen ja hier öfter mal ...
HH (misstrauisch): Ja?
F: Sie sind doch aus Süddeutschland, oder?
HH: Ähm ...
F: Sind Sie zu Besuch hier?
HH (baff): Warten Sie mal ... Lassen Sie mich kurz nachdenken ... Ich kaufe bei Ihnen seit über einem Jahr meine Lammrücken und Filetsteaks und Putenwiener. Und Sie denken, ich bin seit über einem Jahr hier zu Besuch?
F: Na ja soll's ja alles geben, was man so hört ...
HH: Ich wohne hier.
F: Aber nicht schon immer!
HH: Seit etwas über einem Jahr. Seit ich bei Ihnen meine Dings kaufe.
F: Sie reden nun mal so.
HH: Ja! Und?
F: Das fällt auf!
HH: Und?
F: Da weiß man gleich, dass Sie nicht von hier sind.
HH: Viele Leute sind nicht von hier und sind trotzdem glücklich!? Oder worüber reden wir gerade?
F: Ich mein ja nur. Ich hab nicht so viele Leute von außerhalb.
HH: Ich w o h n e jetzt hier!
F: Aber Sie s i n d nicht von hier!
HH (sprachlos)
F: Das h ö r t man!
HH: Geben Sie mir meinen verdammten Lammrücken!

Donnerstag, Juni 18, 2009

Die Jacke

Im Wartezimmer.

Dramatis Personae:

Er (ca. 85)
Sie (ca. 85)
Patient (ca. 45)

Er: Dass die hier immer klassische Musik spielen müssen.
Sie: Ist doch nett.
Er: Immer Musik.
Sie: Ach, das macht doch nichts.
Er: Da kann man sich gar nicht konzentrieren.
Sie: Du musst dich doch auch im Wartezimmer nicht konzentrieren.
Er: Aber wenn ich mich konzentrieren müsste, könnte ich es nicht.
Sie: Das musst du aber nicht.
Er: Früher konnte ich mich überall konzentrieren.
(Patient geht raus)
Sie: Ja? Ich kann das ja heute immer noch ganz gut. Ach, sieh mal, der Mann, der gerade aufgestanden und rausgegangen ist. Der sieht aus wie der Joachim.
Er: Weiß ich nicht. Wieso sieht der aus wie der Joachim?
Sie: Doch, wirklich. Ich hab ja ein gutes Personengedächtnis.
Er: Das hatte ich früher auch mal.
Sie: Ich hab es immer noch. Für Gesichter. Gesichter merk ich mir immer. Nur die Namen dazu nicht. Aber dann sag ich immer zu den Leuten: Sie wissen ja selbst, wie Sie heißen.
Er: Früher konnte ich mir auch immer Leute merken. 140 Leute hab ich mir da gemerkt, wie nichts! 140! Und ich war für alle verantwortlich! Früher! Sag mal, die Jacke da.
Sie: Ja, stimmt, die hängt da schon die ganze Zeit. Vielleicht hat die jemand vergessen, gestern, als es so warm war.
Er: Nein, da war es so warm.
Sie: Ja, eben.
Er: Niemand ist gestern mit Jacke gegangen.
Sie: Vielleicht gehört sie dem Herrn Doktor.
Er: Dem Herrn Doktor? Diese Jacke?
Sie: Ja, stimmt. Mit sowas läuft der Herr Doktor nicht rum. Passt nicht zu ihm.
Er: Obwohl ja heute alles möglich ist. Heute macht man alles. Heute ist man individuell. Da isst man überall und trinkt auf der Straße Kaffee und zieht einfach irgendwelche Sachen an. Früher habe ich mich immer gut angezogen.
Sie: Tust du immer noch.
Er: Heute dürfen sie alles. Jeder anders, wie er denkt. Man ist individuell.
Sie: Aber trotzdem glaube ich nicht, dass der Herr Doktor mit so einer Jacke ...
Er: Der ist doch auch so individuell, der Herr Doktor.
Sie: Ach, das darf er doch ruhig.
Er: Mit dem Kaffee in der Hand auf der Straße hab ich ihn gesehen. Ganz individuell, der Herr Doktor.
Sie: Und hatte er diese Jacke an?
Er: Nein. Aber es war auch so eine individuelle. Die passte so richtig dazu, dass er mit dem Kaffee in der Hand auf der Straße herumlief. Bestimmt hat er auch schon auf der Straße gegessen. Pizza oder sowas.
Sie: Ach, das kann ich mir nicht vorstellen. So einer ist der Herr Doktor doch nicht.
Er (steht auf): Aber mit dem Kaffee.
Sie: Wo willst du denn hin?
Er: Ich frag jetzt mal die Mädchen da draußen, ob denen die Jacke gehört.
Sie: Aber das ist doch eine Männerjacke. Und jetzt setz dich wieder hin.
Er: Ganz individuell, die Mädchen. Tragen ja auch Hosen. Aber das tun sie ja schon lange. Man gewöhnt sich sogar dran, dass sie Hosen tragen.
Sie: Das ist nun wirklich nicht sehr neu.
Er: Ich frag jetzt mal.
(Die Tür geht auf, der Patient von vorhin nimmt sich seine Jacke und verschwindet wieder.)
Sie: Ach, das hätte ich ja nun gar nicht gedacht.
Er: Der sah gar nicht so individuell aus.
Sie: Aber zu dem passt die Jacke.
Er: Der erinnert mich an jemanden. Erinnert der mich an jemanden?
Sie: An den Joachim.
Er: Der ist doch viel jünger. Der studiert doch noch. Oder welcher Joachim?
Sie: Ja, doch.
Er: Der Joachim würde doch nie mit so einer Jacke!
Sie: Jetzt setz dich wieder hin. Wir sind gleich dran.
Er: Wenn der Joachim fertig studiert hat und eine eigene Praxis macht, dann macht der bestimmt doch keine klassische Musik im Wartezimmer.
Sie: Vielleicht bleibt er ja im Krankenhaus.
Er: Meinst du, da spielen sie dann auch Musik?
...

Dienstag, Juni 16, 2009

Liebe Übersetzer.

Nicht, dass ich mich auskennen würde, aber ich finde, so ein englisches "Uh-huh" gehört übersetzt. Wie sieht das denn aus, im deutschen Text. Das kapiert doch keiner.

Ach, Gießen hat ja jetzt auch eine Krimibuchhandlung.

Sie heißt Miss Marple's, hat aber nichts mit der Miss Marple in Charlottenburg zu tun.

Montag, Juni 15, 2009

Håkan Nesser im Gespräch

Mit mir. Beim Titelmagazin.

Vote for the Crime Novel of the Year!

Und zwar hier. Mo Hayder, Ian Rankin, Reginald Hill, Stuart MacBride, Peter Robinson, Val McDermid ... Alle vertreten. Da fällt die Wahl schwer.

Tartan Noir & Whisky in Gießen!

2.07.09: Zoe Beck liest in Gießen. Beginn: 20 Uhr. Eintritt: 5 €
inkl. Whiskyverkostung. Begrenzte Teilnehmerzahl. Nur mit vorheriger Anmeldung:
Weinrebe Gießen (Marc Colavincenzo)
Am Lindenplatz
35390 Giessen
Tel: 0641 - 363 55

Mittwoch, Juni 10, 2009

Das muss man sich auch mal, also.



Wirklich lustig ist, dass die mit dem Polizeiauto und mit dem Krankenwagen den ganzen Tag immer die einzige Straße rauf und runterfahren.

Theaterkanal

Am Telefon mit der Telekom.

Telekommitarbeiterin T
HH

HH (wird SOFORT durchgestellt): Huch! Ich meine, hallo!
T: Was kann ich für Sie tun?
HH: Mich hat da vor zwei Wochen so ein Kollege von Ihnen angerufen wegen diesem Entertainpaket. Schnelleres Internet und Fernsehen über den Rechner und Dings.
T: Ja? Davon seh ich aber nichts in den Daten.
HH: Könnte sein, dass ich deshalb anrufe. Er wollte mir nämlich was schicken, und das ist nie angekommen.
T: Na sowas! Dann seh ich gleich mal nach ... (Warteschleifenmusik in plärrender Lautstärke) Danke, dass Sie gewartet haben. Hier haben wir's. Im November 2008 ging der Auftrag bei uns ein ...
HH (räuspert sich): ... vor zwei Wochen ... nicht vor einem halben Jahr ...
T: Nein. Vor zwei Wochen war hier nichts.
HH: Vor einem halben Jahr wollte ich dieses Entertainpaket noch nicht haben.
T: Moment. (Warteschleifenmusik in plärrender Lautstärke) Danke, dass Sie gewartet haben. Davon steht hier nichts.
HH: Jedenfalls, damals wollte ich es nicht haben, da war es auch noch teurer, aber dann haben Sie es mir doch geschaltet, und ich musste es kündigen, obwohl ich es nicht haben wollte, und war drei Tage ohne Internet. Das war doof. Und vor zwei Wochen rief dann Ihr Kollege an und meinte, jetzt sei es viel billiger und außerdem gibt's da ja den Theaterkanal. Den hätte ich gerne. Deshalb.
T: Dann bestell ich das jetzt für Sie?
HH: Nein! Das hat doch schon Ihr Kollege! Aber ich habe noch keine Post bekommen! Nicht, dass ich es nachher doppelt habe.
T: Ich schau mal nach. (Warteschleifenmusik in plärrender Lautstärke) Danke, dass Sie gewartet haben. Ich glaube, ich habe den Fehler gefunden. Der Auftrag wurde an Ihre Berliner Adresse verschickt.
HH: Ich habe keine Berliner Adresse. Ich wohne seit anderthalb Jahren in Dings. Hamburg.
T: Aber in unserem Computer steht eine Berliner Adresse.
HH: Das kann nicht sein. Ich bekomme doch auch die Telefonrechnungen mit der richtigen Adresse. Und außerdem, wieso schickt Ihr Kollege die Sachen nach Berlin, wenn er mich vorher unter einer Hamburger Nummer angerufen hat? Na? Na?
T: Einen Moment, bitte. (Warteschleifenmusik in plärrender Lautstärke) Danke, dass Sie gewartet haben. Ich habe den Berliner Datensatz jetzt mal rausgenommen. Da steht jetzt nur noch ... Oh.
HH: Oh?
T: Hamburg, ja?
HH: Und was war oh?
T: Haben Sie schon mal in München gewohnt?
HH: Das ist jetzt nicht wahr! Das ist so lange her, da erinnere ich mich schon gar nicht mehr dran.
T: Ähm, ich nehm das mal raus.
HH: Langsam versteh ich das mit dem Datenskandal und der Telekom.
T: Jetzt haben wir nur noch die Hamburger Adresse!
HH (zweifelt): Ich weiß gar nicht mehr, ob ich das noch so gut finde.
T: Wollen Sie doch kein Entertainpaket?
HH: Doch. Ich bin mir nur nicht sicher, ob es jemals an die richtige Adresse kommt.
T: In drei Wochen haben Sie Ihren Theaterkanal. Versprochen.
HH: Ich weiß nicht ...
T: Ich schenke Ihnen auch die Versandgebühren ...
HH: Ich weiß immer noch nicht ...
T: ... und eine Gutschrift von 50 Euro!
HH (lässt sich weichkochen): Na gut. Aber nach Hamburg, ja?
T: Wir können ja noch mal die Adressen vergleichen ...

Und jetzt das Gegenprogramm zur aktuellen Wetterlage.

Wenn man auf dem Oberland ist und übers Unterland rüber zur Düne schaut, sieht das ungefähr ganz genau so aus.
Blick aus dem Hotelfenster: Hummerbuden cum Wetterstation.
Auch Blick aus dem Hotelfenster.
Seehunddings.
26 Grad im Schatten UND Wind.

Is ja nich so, dass wir da keine Bildchen hätten.


Das ist nicht so schön.
Und das ist der Baumarkt.
Aber so von weitem geht's eigentlich wieder.

Montag, Juni 08, 2009

Ach, Helgoland.

Immer, wenn man sagt, man fährt da mal nach Helgoland, seufzen alle: Ach, Helgoland. Da würd ich auch gern mal hin. Helgoland soll ja so toll sein. Und dann gibt es da welche, die sagen: Ach, Helgoland. Hässliche Insel, muss man nicht hin. Spätestens jetzt wird es interessant. Zwischen toll und hässlich liegt mehr, als Helgoland Fläche hat.
Das wirklich Interessante ist, dass alle recht haben. Helgoland ist hässlich. Das liegt einmal an den Läden. Es gibt eigentlich nur Läden für Whisky, Zigaretten und Parfüm, und die sind einfach nicht hübsch. Und es liegt an der Bebauung, die ist nämlich irgendwie Fünfziger, und zwar so gut wie ausnahmslos.
Kurz vor Kriegsende warf die britische Luftwaffe entspannte siebentausend Bomben auf das Inselchen, und zwei Jahre später versuchten sie dann, die ganze Insel zu sprengen. Das klappte nicht ganz. Helgoland blieb recht wacker, aber immerhin gingen die Bunkeranlagen von Adolfs Projekt Hummerschere dabei kaputt, was ja auch schon mal was war. Anschließend wurde Helgoland Bombenabwurfplatz für die Briten. Da kann man sich schon denken, dass da nichts mehr übrig war, in den Fünfzigern, als die Helgoländer wieder zurück auf ihre plattgemachte Insel durften.
Damals, erzählt Herr Rickmers, dessen Familie schon seit Generationen auf Helgoland lebt, ach was, eigentlich gäbe es Helgoland gar nicht ohne die Rickmers, oder so ähnlich, jedenfalls: Damals, da hatte so ein Erwachsener im Bundesdurchschnitt etwa 15 qm Wohnfläche und war zufrieden, das ist ja heute ganz anders. Wenn man sich die Häuschen so anschaut, muss vor fünfzig Jahren der durchschnittliche Bundesbürger auch noch irgendwie kleiner gewesen sein und weniger Licht gebraucht haben als zum Beispiel heute. Aber was soll man sagen, die Leute müssen irgendwie draufpassen auf die Insel, und was will man schon erwarten, wenn der Helgoländer Baumarkt in eine Hummerbude passt und bei jedem Neubau erstmal tagelang Bodenproben genommen werden müssen, um zu sehen, ob nicht doch noch irgendwo ein Blindgänger liegt.
Überhaupt, Blindgänger. Sie sammeln die Zünder von den Blindgängern, die Helgoländer, und dann geben sie bei ihren Nachbarn damit an, wer die meisten Blindgänger so auf seinem Grund hatte.
Wobei die Rickmers ja noch viel mehr Grund haben müssten. Also wenn man das jetzt mal ganz genau nimmt, aber wer tut das schon. Opa Rickmers, weiß Herr Rickmers, hat eigentlich mal einen Topf mit Gold vergraben, und zwar da oben. Also nicht unten, wo die Hummerbuden stehen und die Hotels sind und die Schiffe anlegen. Unten ist eh so eine Sache, weil, ohne Adolf gäbe es viel weniger unten als es jetzt gibt. Aber oben, wo die Leute in echt wohnen und auch schon immer wohnten, wo die Schule steht und wo man bis zu den roten Steilklippen und der Langen Anna gehen kann, da oben hat der Opa das Gold vergraben. Konnte ja nicht wissen, dass erst alles zerbombt wird, dann neu bebaut, und dass ausgerechnet da, wo er das Gold eingebuddelt hat, später die Leute ihre Schrebergärten hinmachen. Sie haben nämlich auch Schrebergärten, die Helgoländer, allesamt auf Gold gegärtnert und auf Grund, der ja eigentlich den Rickmers gehört, aber wie gesagt, wer nimmt das schon so genau, wo käme man da hin auf Helgoland.
Ja, und das Schöne? Das ist einfach. Es hat dort Wind, endlose Horizonte, Sandstrände und einen Haufen Möwen, die gerne dekorativ herumfliegen. Auf der Nachbarinsel, der Düne, liegen zu fotographischen Zwecken auch Seehunde (oder Dings, wie heißen die, egal) rum. Na ja und dann der Hafen. Häfen können so hässlich sein, wie sie wollen, sie sehen immer entzückend aus, und dabei geben sie sich nicht mal besonders viel Mühe. Ach und diese roten Felsen. Kennt man ja. Da kann man oben langlaufen und ein bisschen runterschauen, wenn der Wind nicht gerade so stark ist, dass man sich ständig gegen ihn stemmen muss. Irgendwann, wenn man um eine Biegung geht, ist er nämlich weg, der Wind, und man stemmt sich immer noch, und schon stolpert man, das muss ja auch nicht sein.
Entschleunigen, sagt Herr Rickmers immer wieder und macht ein wichtiges Gesicht, damit wir Großstädter auch verstehen, warum es so wichtig ist, nach Helgoland zu kommen. Entschleunigen mit Konzept. Das Konzept hat er in sein Hotel reingebastelt und zum Programm gemacht, was teils entzückend, teils rührend ist, manchmal aber auch sehr spannend, denn er liebt nicht nur, Geschichten zu erzählen, sondern auch Geschichte. Aus der der Rickmers hat er einen Film geschnitten, für den er nicht nur Bildmaterial bis hin zu Adolfs Besuch auf Helgoland zusammengesucht hat, sondern auch seine Mama in einen alten Tunnel gesetzt und interviewt hat. Seine Mama spricht Hochdeutsch, aber nur für die Kamera. Wenn die beiden sich unterhalten, sprechen sie Helgoländisch, und das versteht man nicht, da kann man sich anstrengen, wie man will. Man müsste vorher Vokabeln lernen. Zur Toilette sagen sie zum Beispiel skin.
In demselben Tunnel sitzt man, wenn man sich den Film anschaut. Und der ist definitiv besser als die Urlaubsvideos von Onkel Horst, muss man auch mal so sagen. Obwohl Onkel Horst immer auf Teneriffa war, das soll ja viel schöner sein als Helgoland. Aber ich weiß nicht. Es ist doch schön, dieses Helgoland. Das weiß Herr Rickmers, und er wartet einfach in Ruhe ab, bis wir alle verstanden haben, was die Insel am allerschönsten macht. Das ist etwas, über das man nicht schreiben mag, weil es so banal klänge. Es passiert nämlich einfach, und dann ist es ganz selbstverständlich. Dann stören die hässlichen Häuschen und die grellen Hummerbuden und die Parfümläden auch nicht mehr, dann ist es egal, ob die meisten, die hier herumschlurfen, Rentner oder Schulklassen oder Tagesausflügler oder Journalisten sind. Dann ist man vermutlich angekommen und will nicht mehr weg.

Samstag, Juni 06, 2009

Wer noch keine 35 ist

und noch eine Kurzgeschichte in der Schublade hat, kann's ja hier mal damit versuchen.

Freitag, Juni 05, 2009

Dinge, die bei Autoren nicht so richtig gut ankommen:

"Ich hab Ihr Buch allen meinen Freunden ausgeliehen. Es macht schon seit bestimmt einem halben Jahr die Runde in meinem Bekanntenkreis!"

"Wie viel haben Sie eigentlich für Ihre Bücher bezahlt?"

"Und wo veröffentlichen Sie? Books on Demand?"

"Ach, Sie schreiben sicher Groschenromane."

"Ehrlich gesagt würde ich normalerweise niemals Krimis lesen, aber mein Mann hat mich überredet, weil die eine Figur genauso heißt wie ich."

"Und wovon leben Sie eigentlich?" / "Und was machen Sie so beruflich?"

"Ist das alles autobiographisch?"


to be continued

Mittwoch, Juni 03, 2009

Lieber Fischer-Verlag,

wie bitteschön soll ich ernsthaft ein Buch besprechen, in dem steht:

/"Denke daran, Grund in L.A. zu kaufen", verriet sie mir. "Lotta Koreans zieht dorthin."/

Hat sich keiner jemals gefragt, wer Lotta Koreans ist?
Und warum eine Menge Koreaner in der Gegend wohnen?
UAwg.

Dienstag, Juni 02, 2009

Nochmal von wegen Essen.

Meine Freundin meinte, ich müsste einfach nur in die Restaurants in den Kaiserbädern gehen. Es kann aber doch nicht angehen, dass die es in den normalpreisigen Läden nicht hinbekommen. Werde ich mich jetzt jedes Mal beim Auswärtsessen finanziell ruinieren müssen? Scheint so. Nämlich, auf dem Rückweg in Rostock war ich vorsichtshalberin der Weinwirtschaft. Da bekam ich alles, wie ich's haben wollte, und ganz selbstverständlich reichte man mir glutenfreies Brot. Hervorragend. Sehr gutes Essen. Und sehr teuer.
Das kann echt nicht angehen, oder?

Montag, Juni 01, 2009

Wie findet Ihr eigentlich Kenneth Branagh als Wallander?

Ich mag ihn ja. So als Schauspieler. Und dass er schlecht wäre, kann man nun auch nicht behaupten. Die Notwendigkeit neuer Wallander-Verfilmungen könnte man diskutieren, die schwedischen Filme waren eigentlich ziemlich gut. Aber wenn sie schon mal laufen ...
Jedenfalls: "Die falsche Fährte" hab ich verpasst. "Mittsommermord" schau ich jetzt gleich. "Die Brandmauer" hab ich gestern gesehen. Branagh war für mich soweit okay. Auch Schnitt und Kamera, doch, sehr schön, guter Stil, prima Sache.
Nicht so gefallen hat mir die Besetzung einiger Nebenfiguren. Die Mutter des Mädchens. Oder Anne-Brit. Oder Linda. Das war's irgendwie nicht.
Aber komplett daneben war das Buch. Gut, so viele Seiten auf 90 Minuten ist schwer, da muss einiges rausgenommen werden. Aber dann sollte wenigstens das, was dringeblieben ist, auch vollständig und zu Ende erzählt werden. Das kann doch niemand verstanden haben, der den Roman nicht kennt. Und überhaupt, völlig am Buch und dessen Intention vorbei. Das mit Afrika kam ja wohl gar nicht raus. (Oder ich bin zwischendrin eingeschlafen, ohne es zu merken, und habe was verpasst.)
Jetzt also "Mittsommermord". Nun denn.

Die Mauer steht nicht mehr.

Im Norddeutschen Hof, Stadt Usedom.

Dramatis Personae:

Achtköpfige Reisegruppe aus Niedersachsen, Altersdurchschnitt ca. 80, darunter:
- der Älteste Ä
- der Besserwisser B
- der Nörgler N
- der Organisator O
- die Schlichtende S

Usedomer U, 57 nach eigenen Angaben

N: Hier gibt’s ja so gar nichts zum Unternehmen. Stellt euch mal vor, wir wären mit dem Zug, wie wär das denn!
B: Da hätten wir dreimal umsteigen müssen, und dann bekommt man keinen Mietwagen.
O: Doch, gegangen wär das schon. Das hättet ihr mir aber auch mal sagen können, das mit dem Mietwagen!
N: Jetzt ist auch wieder zu spät. Hier im Osten …
B: Ist doch gut, dass wir mit dem Bus.
N: In Rostock hätten wir auch noch mal halten können.
B: Da waren wir schon mal.
N: Eben. In Rostock kann man wenigstens was machen. Aber was macht man denn hier?
S: Ist doch schön hier. Und das Meer.
N: In Rostock ist auch Meer. Da hätten wir nicht bis hierher gemusst.
O: Dann machen wir das nächste Mal Rostock?
B: Toskana, und danach Pfalz, so war das geplant.
O: Aber wenn er doch Rostock …
S: Wir können ja abstimmen, wenn wir wieder …
N: Ist ja nichts los hier im Osten. Jetzt sitzen wir einfach im Osten fest. Was sollen wir denn hier machen, zwei Wochen lang?
U (deutlich angetrunken, löst sich von der Theke): Jetzt muss ich aber mal was sagen, ja? Wir sind auch nur Menschen, wir hier im Osten!
(Reisegruppe verstummt verwirrt)
U: Das war alles anders, als es noch die Mauer gab.
B: Ja, aber die Mauer steht schon lang nicht mehr.
U: Aber Sie, Sie kommen einfach hierher und sagen, die im Osten sind so schlecht, aber Sie kommen her und essen für Westgeld unser billiges Ostessen! Ich bin ein echter Usedomer, wussten Sie das?
Ä: Und wir sind Niedersachsen! Wussten Sie das? Niedersachsen, keine Sachsen! Ich kann Ihnen auch mal das Lied der Niedersachsen vorsingen, kennen Sie das?
S: Jetzt lass mal, schon deine Stimme!
Ä: Das Lied der Niedersachsen! Das kann ich singen!
S: Ach, vielleicht wann anders. Und jetzt sei still.
U: Und Sie kommen hier einfach so, mit dem Kohl, da macht der die Mauer weg und lässt Sie alle hier rein! Wir sind aber auch nur Menschen!
B: Der Kohl ist schon lange weg. Und die Mauer auch.
U: Mit dem Scheißgeld aus dem Westen, da hätten sie ruhig mal die Mauer stehengelassen.
Ä: Im Krieg haben wir immer so ein Lied gesungen, das ging so. (will anstimmen)
S: Pscht, nicht jetzt.
Ä: Hab ich dir das schon mal vorgesungen?
B: Wir finden es doch sehr schön hier. Und wir bezahlen auch für das Essen. So ist das ja nicht.
N: Ich hab doch gesagt, lasst uns nach Rostock fahren.
B: Das ist auch im Osten. Außerdem steht die Mauer nicht mehr.
U: Und ihr aus dem Westen fahrt einfach in den Osten!
S: Schauen Sie mal, Ihr Bier steht ja noch am Tresen, das wird doch warm.
U: Das hab ich bezahlt wie jeder andere auch hier! Und ich bin nicht aus dem Westen! Seit siebenundfünfzig Jahren wohn ich im Osten, und dann kommt einfach dieser Kohl und sagt, die Mauer ist weg, und jetzt sind die ganzen Leute aus dem Westen hier und bilden sich was ein!
N: Das wäre uns in Rostock nicht passiert. Das nächste Mal fahren wir nach Rostock.
O: Also doch nicht Toskana? Ich muss das nur wissen, wenn ich mit dem Reisebüro telefoniere.
Ä: Wir haben früher immer viel mehr gesungen. Heute singt ja keiner mehr.
U: Wenn mich einer gefragt hätte, ich hätte gesagt, lasst die Mauer stehen und hängt den Kohl tot über die Mauer!
B: Die Mauer steht aber nicht mehr!
S: Sollen wir Ihnen noch ein Bier ausgeben? Vielleicht beruhigt Sie das ein bisschen?
U: Ich trinke mein Bier wie alle anderen hier! Und ich bezahle es mit meinem Geld und nicht mit Westgeld! (spuckt auf den Boden)
B: Es gibt kein Westgeld! Es gibt nur noch den Euro!
Ä: Dann sing ich mal das Lied von den Niedersachsen. Wir sind ja nicht aus Sachsen, sondern aus Niedersachsen. Kennen Sie die Niedersachsen?
U: Im Leben war ich noch nicht im Westen!
B (mit der Geduld am Ende): Das hätten Sie mal machen sollen. Wir haben gute Bananen.
S: Das hättest du jetzt aber so auch nicht sagen müssen.
B (genervt): Gute Bananen! Ist doch wahr!
N: Man kann hier nichts machen auf Usedom. Dabei soll das doch so für Rentner sein.
O: Ich notier mir das mal alles. Das nächste Mal also Mietwagen?
U: Ich will keine Bananen, ich will noch ein Bier!
S: Wenn Sie wieder einfach an die Theke gehen und uns in Ruhe lassen, dann zahlen wir Ihnen Ihr Bier, einverstanden?
U: Ich nehme kein Westgeld!
Ä: Na gut, ich könnte das Lied singen, das wir in der Hitlerjugend …
Reisegruppe (Chor): Nicht jetzt!
U: Ich will wieder die Mauer! (zur Theke) Gebt mir die Mauer zurück! Ich will kein Bier mehr, ich will die Mauer zurückhaben!

Liebe Restaurantbetreiber.

Ich verlange doch gar nicht viel. Eigentlich nur weniger. Wenn ich sage: Nur ein Steak mit nur Pommes, sonst nichts, keine Zwiebeln, keine Kräuterbutter, keine blöden Pommesgewürze – was ist denn daran so schwer? Muss ich jetzt echt jedes Mal mit meinem Allergiepass in die Küche marschieren und dem offensichtlich ungelernten Koch einen Crashkurs in Lebensmittelkunde geben? Ich könnte ja verstehen, wenn ich Extrawünsche hätte wie „Bitte ausschließlich französische Trüffel“ oder „Das Olivenöl muss aus toskanischen Ökoolivenhainen kommen“. Aber ich will einfach nur weniger, nicht mehr. Was bekomme ich? Ein Steak mit Pommes, beides unter einem Berg Zwiebeln begraben, darüber ein halbes Kilo Kräuterbutter, die Pommes rot von der Fertiggewürzmischung und dazu noch getränkt in heller Rahmsoße für Schweinebraten.
Warum?